Tschechien – Portugal. Die Krimirezension

Showdown in Kickville. Die heimliche Fußballhauptstadt Europas wird vom „Clan der Portugiesen“ beherrscht, einer öligen Truppe, die die Definitionshoheit über Fußballästhetik an sich gerissen hat. Ihr Anführer ist Ronaldo, ein arrogantes, hasenzähniges, ebenso selbstverliebtes wie pomadiges Muttersöhnchen, dessen besonderer Spezialität, dem „Übersteiger“, schon manch gutbürgerlicher Rumpelfußballer zum Opfer gefallen ist.

Das muss sich ändern, beschließt die FIFA, und schickt „die Roten“ bezwecks moralischer Aufräumarbeiten nach Kickville (Deckname der Operation: „Red harvest“). Sie, elf Tschechen im Fast-Greisenalter, waren einst selbst „Fußballästheten“, dann aber böse vor die Hunde gegangen und fristen heute als dubiose Kicksöldner ihr schauriges Dasein in Rummelplatzvereinen (1.FC Nürnberg). Werden die Böhmischen Holzhackerbuam, wie man sie liebevoll nennt, der grotesken Ästhetikdiktatur der Ronaldisten Einhalt gebieten können?

Wie von diesem Subgenre nicht anders zu erwarten, entwickelt sich ein schnörkelloses großes Umlegen. Chef Ronaldo schießt aus allen Rohren, Subcommandante Deco staubt ab: 1:0! Doch die Holzhackerbuam packen nun ihre stärkste Waffe aus: den Kopf. Eckball – Kopfball – Ausgleich! Chef Ronaldo weint bitterlich und schwört blutige Rache.

Blutig geht es nach der Halbzeitpause weiter. Beine brechen, Chancen sterben. Der Suspense ist mit Händen zu greifen, wenngleich der Zuschauer weiß, was kommen muss: Unentschieden! Die Tschechen dürfen nicht gewinnen, weil das im Subgenre „Noir“ nicht vorgesehen ist, die Portugiesen können nicht als Sieger vom Platz gehen, weil dann das Spiel umsonst angepfiffen worden wäre. Doch was passiert? Chef Ronaldo fasst sich ein Herz und donnert das Leder aus der Distanz ins Tor!

Wütende Angriffe der Tschechen. Ellenbogen finden sich in entsetzten portugiesischen Gesichtern wieder, Gemächte werden zerquetscht, Hirnschalen (Torhüter Cech) zertrümmert. Um das Böse zu besiegen, ist jedes Mittel recht. Doch was passiert? Ronaldo frei vorm Tor, legt nach links zu einem Untergebenen, der nur noch einzuschieben braucht. 3:1, die Fußballästhetik hat gesiegt und wird weiterherrschen in Kickville. Bis zur nächsten Attacke aus der neidischen Welt des Holzhackens.

Fazit: Ein schwarzer Noir mit Happyend, ein Whydunnit mit Romantikpotential.

Kurzrezension Schweiz – Türkei: Die gute Nachricht: Gastgeber Schweiz raus. Die schlechte Nachricht: Ko-Gastgeber Österreich noch drin. Die beste Nachricht: Keiner ertrunken.

2 Gedanken zu „Tschechien – Portugal. Die Krimirezension“

  1. Der Hasenzähnige heißt aber Ronaldinho oder so und spielt gar nicht mit.
    Ronaldo wiederum ist gerade von europäischen Frauen zum schönsten Mann der EM gewählt worden. Meine Meinung ist das nicht, ich setze den kroatischen Trainer davor, zumindest bis heute Abend.

  2. Nee, nee, Astrid, da bist du nicht auf dem Laufenden. Ronaldo ist der eingebürgerte und neu frisierte Ronaldinho. Die Zähne haben sie ihm auch ein bisschen gekürzt. Gibt doch fast nur noch Brasilianer bei dieser EM, sogar die Türken haben einen. Und wir Kuranyi.

    bye
    dpr

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