Der Ernst des Lesens

Drei schöne lange Jahre lang konnten wir unseren Rezensenten-Azubi Jochen König vor den Fallstricken des Daseins, dem Morast des Alltags, der Verludertheit des Menschen schützen. Er hat etwas gelernt (manchmal), er hat die Segnungen des Rezensionsreservats wtd (Whirlpool, freie alkoholische Getränke, Zwangspraktikantinnen) genutzt (ständig) – doch jetzt, nach bestandener Prüfung („befriedigend“) weht ihm der Wind der Welt um die Ohren; und siehe: es ist ein stürmischer.

Seit neuestem schreibt unser Jochen Buchbesprechungen für die Krimi-Couch, jene Rezensionsfabrik am Rande des kritischen Universums. Jetzt hat er sich Thomas Raabs „Der Metzger sieht rot“ vorgenommen und →abgewatscht. Was passiert? Erzürnte LeserInnen watschen ihrerseits den König ab. Gerade hat sich der Autor selbst zu Wort gemeldet und mehr Toleranz angemahnt – bei den LeserInnen, wohlgemerkt. Der Raab sieht also gar nicht rot, was den König angeht – ein schwerwiegender Fehler, lieber Kollege. Man muss diese Kritikerbagage kujonieren, sobald sie auch nur das Maul aufmachen, muss man die zum Maulschellenherstellen bereite Hand heben und schon mal prophylaktisch draufhauen. Alles andere ist nämlich ziemlich fad. Und, glauben Sie mir: Ich kenn den König. Der sieht sich jetzt ermuntert, weitere negative Kritiken zu schreiben. Und Ihr Buch hat er nur geputzt, weil ICH es gelobt habe, der König sich aber, da er auf dem Weg ist, ein Mann zu werden, muss sich von seiner Vaterfigur lösen, also von mir. Okay, das ist jetzt Tiefenpsychologie. Das lassen Sie sich am besten mal von den österreichischen Fachkräften erklären, die solls ja auch geben.

3 Gedanken zu „Der Ernst des Lesens“

  1. Hast du denn wenigstens bemerkt, dass ich dich lobend – wenn auch nicht namentlich – erwähnt habe, ich menschenverachtendes Scheusal, ich. Über den grünen Klee sogar, du Vaterfigur, die selbst die Praktikantinnen vor mir versteckt. Das wird schwer mit dem Lösen, ehe ich nicht den Schlüssel zum Wohnheim der Mädels gefunden habe. Sehr gefallen dürfte dir doch haben, das eine fast ein Jahr alte WtD-Rezension zu Frau Slaughter zu solch exponierter Zurschaustellung weiblicher verbaler Leidenschaft geführt hat.
    Du hast mich in eine fremde und seltsame Welt hinaus geschickt, als Ping Pong Ball zwischen erboste Brutal Death Metal Bands (na, zumindest eine kleine ist nicht gut auf mich zu sprechen) und cholerische Fans sympathischer Autoren. Mal schauen, wozu das gut ist.

  2. @Du sollst hier keine Redaktionsinterna ausplaudern! Das ist doch nur aus Jugendschutzgründen geschehen, der Jochen wäre mir irgendwie hebephren geworden oder wie das heißt (obwohl er ja immer gerne einen hebt).
    @Jochen: Selber schuld! Ich hätte dir ein Praktikum beim Itzehoer Volksboten verschaffen können, wo die Creme der deutschen Krimikritik gelernt hat! Aber nein, es muss ja gleich das große Geld sein! Und ich habe dein Lob zwischen den Zeilen sehr wohl gemerkt. Aber was soll es zwischen den Zeilen? – Na, wenn „Menschenfreunde“ erst einmal „Volltreffer des Monats“ ist, verzeih ich dir…

    bye
    dpr
    *apropos: ein Exemplar der „Menschenfreunde“ hat tatsächlich schon sein Ziel erreicht! Aber nicht mich…
    *fürchtet, dass die Autorenexemplare auf einer pfälzischen Burg festgehalten werden.

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