Der Alligator übergibt sich

Wie wird man eigentlich „Professor für Neuere deutsche Literatur“ und Autor beim „Tagesspiegel“? Indem man so gar keine Ahnung von dem hat, was man in die Tastatur haut? Nicht einmal, wenn das Thema →„Über den Ursprung der Kriminalliteratur – worin sich deutsche und britische Geschichten unterscheiden“ heißt, in der Lage ist, Googles kleines Suchmaschinchen anzuwerfen? – Muss wohl so sein. Anders sind Sätze wie diese nicht zu erklären:

„Diese Konzentration auf die Gestalt des Ermittlers erklärt vielleicht Shaws Ressentiments gegen das kriminalliterarische Defizit der Deutschen. Derlei Detektive hat es im deutschen Literaturraum in der Tat nicht gegeben. Hier steht von Anfang an der Täter im Zentrum der literarischen Aufmerksamkeit. „

Wohlgemerkt: Die Rede ist vom Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts. Belege für diese steile These gibt es keine, Schiller muss herhalten, gar der olle Meißner. 19. Jahrhundert? Gar Ende? In der Tat: Detektive vom Schlage einer Miss Marple hat es in Deutschland 1786 nicht gegeben. Und von anderen weiß er nichts, der akademische Forscher. Es ist ein Graus…

7 Gedanken zu „Der Alligator übergibt sich“

  1. Vielleicht sollten Sie dem Tagesspiegel zum Nutzen der Leserschaft eine Erwiderung anbieten, wertester Mordschwartenentstauber. Manchmal gehen Redaktionen auf so was ein. Die Murkskorrektur darf jetzt ja Debattenfeuilleton heißen.

    Das Allerschönste an Professors Erläuterungen finde ich aber diese Zeit- und Traditionslinie: Gemeinsam ist den genuin angelsächsischen Krimis, denen bald noch die Werke der Ladies of Crime – Agatha Christie und Dorothy L. Sayers – folgten…

    Schöne Grüße,

    tkl

  2. Ich werds überschlafen, mein lieber Herr Klingenmaier. Ja, die Ladies of Crime sind auch hübsch. Ebenso treffend, deutsche KL unter „Schicksalsnovelle“ zu subsummieren. Da hätten sich Temme und Co. sehr drüber gefreut und Frau Heinrichs wäre sofort nach Amerika ausgewandert.

    bye
    dpr

  3. das seh‘ ich anders, lieber dpr: ich zöge es vor, wenn Sie Herrn Brittnacher hier, in Ihrem Blog, antworten würden, weil der (einmal darf’s gesagt werden) bezogen auf das Thema um Klassen seriöser ist als der mediale Ort ‚Tagesspiegel‘. Aber das ist selbstverständlich Ihre Sache.

    Beste Grüße!

  4. Mich für ihr Vertrauen bedankend, lieber JL, warte ich erst einmal die Reaktion des „Tagesspiegel“ ab und sehe dann weiter. Darf ich noch so arrogant sein zu behaupten, dass regelmäßige Leser von wtd auch ohne zusätzliche Informationen beim Lesen des Brittnacher-Artikels schreiend von ihren Rechnern gelaufen sein müssen? Das, wenn sonst auch wenig, sollte dieser Blog bisher erreicht haben.

    bye
    dpr

  5. Das, lieber dpr, mit der Arroganz gestatte ich mir umzudrehen: geschrien hätte ich schon und wäre gelaufen, noch ehe ich mein erstes Modem hatte.

    Beste Grüße!

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