Die Zeit des literarischen Brezelbackens ist angebrochen. →Die Arbeit am Manuskript schreitet voran, der entscheidende Einfall kam – wie so oft – beim morgendlichen Geschirrspülen. Zeit, die Konzeption des neuen Kriminalromans kritisch an den →fünf Kriterien für das Vermeiden von Todsünden zu messen..
Alles beginnt mit einem Toten. Der Kriminalrichter begibt sich zwecks Ermittlungen in ein kleines, abgelegenes Dorf. Ein Toter also – ganz schlecht. Oder doch mehrere? Gut, man könnte noch jemanden… aber die Sache ist weitaus komplizierter. Vielleicht ist nämlich der Tote zwei Tote. Sehr verwirrend. Notieren wir: Die Todsünde des Ein-Mord-Buches begeht der Autor möglicherweise nicht. Aufatmen. Oder doch. Luft anhalten.
Aber dann! Aus wie vielen Perspektiven schreibt der Autor? Aus zwei! Und beide sagen „ich“! – Darüber war ich mit mir lange Zeit uneins. Jedoch – siehe Geschirrspülen – jetzt MUSS es sein. Und es wird noch schlimmer kommen, viel schlimmer. Ganz klar: Eine Todsünde.
Arbeite ich mit Sprache? Verschämtes Geständnis: Und ob. Ihr werdet euch umgucken. An dieser Todsünde komme ich nicht vorbei, no way.
Ist mein Protagonist sympathisch? Ho, ho! Sind es nicht zwei? Äh… Aber sie sind farblos. Schemen. Beide haben nicht einmal Namen, der Kriminalrichter heißt einfach Kriminalrichter, der andere heißt noch nicht einmal Schafhirte, obwohl er einer ist. Unter anderem. Darf man das? Hier schon. Zum Beispiel, weil in der Ich-Form geschrieben wird, es also nicht ständig heißt „Der Kriminalrichter geht den Berg hoch, der Kriminalrichter speist, der Kriminalrichter wird müde…“. Dennoch: Er verkörpert das Gute, eindeutig. Mithin dürfte er – auch hier wieder in Verbindung mit der Ich-Form – ein ziemlich netter Kerl sein, zumal sich der Leser emphatisch (!) an den Ermittlungen beteiligen kann. Aber ob das so bleibt? – Wir sind gespannt. Und sagen: Nee, DIE Todsünde muss erst noch bewiesen werden…
Aber jetzt: Endet der Krimi mit einer Auflösung? Äh: ja. Die Frage ist indes eine andere: Endet der Krimi überhaupt?
Zusammenzählen: Zwei eindeutige Todsünden. Zwei, die dazukommen könnten. Oder gar drei? Dann hätten wir es wieder einmal geschafft. Kein Mensch wird diesen Krimi mögen, kein Verlag, kein Lektor, kein Leser, keine Leserin. Vielleicht gelingt es mir, nur mit zwei Todsünden auszukommen. Das ist lässlich, dann werden wenigstens die Kritiker das Buch, so es denn erscheint, lieben. Und wenn’s doch fünf werden, hab ich wenigstens das Krimigenre revolutioniert. Aber dann erscheints ja nicht…
Wenigstens hat er inzwischen einen Titel, aber den verrate ich noch nicht. Wozu auch. Wenns ja eh nicht veröffentlicht wird…
Bring doch mal ein Textbeispiel.
*Leseprobe, Leseprobe!
Uff, das würde das publico doch nur incommodieren, Teuerste. Die ham – draußen scheint die Sonne – heute Besseres zu tun. Die wollen das nicht. Is auch noch Rohfassung. Jedesmal, wenn ich drüberlese, korrigiere ich hier und da ein Wörtlein.
bye
dpr