Arctic Monkeys: Humbug

Unsinnig oder töricht klingt das dritte Album der Arctic Monkeys nicht. Dennoch trägt es den Titel „Humbug“. Anfang 2008 nahm das Quartett aus Sheffield die Arbeiten an diesem Album auf. Statt wie zuvor ein Studio in England aufzusuchen, jetteten sie über den großen Teich und quartierten sich in der kalifornischen Wüste ein. Genauer gesagt in dem Studio Rancho De La Luna in Joshua Tree. Das ist seit Jahren Spielwiese und zweite Heimat von Josh Homme, der früher bei den Stonerrock-Urgesteinen Kyuss Gitarre spielte und heute mit Queens Of The Stone Age und den Eagles Of Death Metal rockt.

Jenem Homme wurde die Ehre zuteil, „Humbug“ zu produzieren. Dabei scheint er sich nicht nur auf das Verschieben von Reglern und das Drehen von Knöpfen beschränkt zu haben. Der Einfluss seines Schaffens auf die jüngste Arbeit der Arctic Monkeys ist unüberhörbar. Ein Beleg dafür wäre der stark verzerrte Klang der E- und der Bass-Gitarre in „Dangerous Animals“ und „Potion Approaching“. Dass die Arctic Monkeys sich mehr dem Rock zugewandt haben, ist ohne weiteres zu begrüßen. Schließlich haben sie gerade eines ihrer besten Lieder veröffentlicht: die aktuelle Single „Crying Lightning“.

„Humbug“ vereint den Post-Punk/Indierock der Vorgängeralben „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ (2006) und „Favourite Worst Nightmare“ (2007) mit dem von der Band lieb gewonnenen hypnotischen, psychedelischen Rock. Trotz Neuausrichtung brechen sie aber nicht mit ihrer Vergangenheit. Zumal sie sich nicht nur austoben. Der Vollständigkeit halber sollte nämlich erwähnt werden, dass drei Songs in New York in Zusammenarbeit mit James Ford, dem Produzenten von Klaxons, Peaches und Florence And The Machine, entstanden sind. Dank Ford traten die Arctic Monkeys auch mal leise: „Secret Door“ ist eine romantische Ballade, „Cornerstone“ ein melancholisches Liebeslied.

Im Fall der von Homme betreuten Songs schlagen die Briten seltener ruhige Töne an: etwa in „Fire And The Thud“, „Dance Little Liar“ und „The Jeweller’s Hands“. Aber am Ende eines jeden Songs geht es dann wieder zur Sache. Vielleicht ist das wiederum ein Indiz dafür, dass auch Jimi Hendrix, Black Sabbath und Cream ihre Spuren auf dem Album hinterlassen haben. Die hatten die Arctic Monkeys laut Sänger und Gitarrist Alex Turner während des Entstehungsprozesses ausgiebig gehört.

(kfb)

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