„Es gibt kein Ich. Was wir dafür halten, ist nur eine Aktivität des Gehirns und somit eine Illusion.“
So jedenfalls behauptet es „ein renommierter Neurowissenschaftler“ – und wird fortan von einer Person, die sich „das Ich“ nennt, per Mail belästigt. In seiner Not wendet sich der Wissenschaftler an die Polizei. Ein Kommissar und eine Polizeipsychologin machen sich auf die Suche nach dem Ich…
Mit „Die Fahndung nach dem Ich“ legt Georg Northoff „eine neurophilosophische Kriminalgeschichte“ vor, ein populärwissenschaftliches Werk, das die Erkenntnisse der Neurowissenschaft mit den über die Jahrtausende gewachsenen philosophischen Aussagen zur Natur des Ich in Beziehung setzt. Als roter Faden dient dabei jene „Kriminalgeschichte“ („Schweißgebadet wacht er auf.“ etc….) des vom Ich belästigten Wissenschaftlers – und das finde ich putzig.
Nämlich die Vorstellung, wie man – zum besseren Verständnis der nun einmal komplexen Wissenschaft – die Belletristik quasi als auflockerndes Element bemüht. Als sei in Romanen (manchmal auch in Krimis) jemals etwas anderes behandelt worden als genau diese „Illusion des Ich“. Und zwar in komplexerer Form als dies die Wissenschaft vermag. Es könnte also auch genau umgekehrt laufen: Eine Geschichte des Ich an ausgewählten Beispielen aus – sagen wir: Kriminalromanen, aufgelockert durch einen Streifzug durch Neurowissenschaft und Philosophie. Wobei man mir bitte mit „multiplen Persönlichkeiten“ und ähnlichem Quatsch weg bleibe. Ich empfehle spontan Jerome Charyn und lege Astrid Paprotta als deutsche Zugabe obendrauf.
Aber warten wir mal ab, was Northoff zu bieten hat – und ob am Ende tatsächlich das emailschreibende Ich entlarvt und ordentlich bestraft wird… Verdient hätte es das Biest ja schon…
dpr