Bände mit kriminellen Kurzgeschichten, die den Rezensenten gelegentlich erreichen, werden von diesem selten an einem Stück gelesen. Er sucht sich zuerst die Arbeiten von Autorinnen aus, weil er aus Erfahrung weiss, dass ihm die Geschichten von Frauen besser gefallen als die von Männern, nur Gott oder wer auch immer kennt den Grund.
Natürlich liest er zuerst die Geschichten ihm persönlich bekannter Frauen. Das ist immer von Vorteil. Gefallen sie ihm nicht, schweigt er und weiss, dass er nun gar nicht erst den Versuch zu machen braucht, den ganzen Band zu besprechen. Weglegen das Ding. Gefallen ihm hingegen die Geschichten, bringt ihn das gegenüber den Frauen in eine strategisch nicht ungünstige Position. Er LOBT sie und wird sie sich also nicht zu Feindinnen machen. Das ist existentiell. Denn einen Mann zum Feind zu haben bedeutet nur: Wieder einer weniger, der mich möglicherweise anpumpt oder mir in langen Mails sein neuestes Buch ans Herz zu legen gedenkt. Frauen als Feindinnen, das hingegen bedeutet: Sie werden dir bei der nächsten Begegnung auf der Buchmesse einen Blick zuwerfen, der dich bis zum nächsten Frühjahr garantiert impotent macht.
Kommen wir also zum neuen Kurzgeschichtenband aus dem Hause Pendragon. Er heisst „Morden zwischen den Meeren. Kleine Verbrechen aus Schleswig-Holstein“. Darin die Geschichten von Henrike Heiland und Christiane Geldmacher.
Henrike Heiland hat ihre Story wortspielstark „Hell-go-land“ übertitelt, eine subtile Rache dafür, dass sie selbst ihren Namen bisweilen als „High-land“ verunglimpft sehen muss. Wir lernen den großstädtischen Xaver kennen, den pure Gier auf die Insel geführt hat. Irgendwo hier gibt es nämlich einen Schatz. Xaver hasst Helgoland, und wäre er einem nicht ganz so unsympathisch, man wäre auf der Stelle versucht, ihm beizupflichten. Doch nebenbei ist Xaver auch ein Mörder… das ihm von Frau Hai-land in die weitere Biografie geschriebene Schicksal ist indes schlimmer als der Tod…
Aus der Autorenbio erfahren wir, dass Henrike Hi!-land auch „ChickLit“ verfasst (u.a. wohl auch einen berüchtigten Männerhasserroman). Nein, für die Hühner wäre „Hell-go-land“ definitiv zu schade, man möchte die Eier nicht essen, die sie nach der Lektüre legen. Anderen Zweibeinern hingegen legen wir die kurze Geschichte getrost ans Herz.
Weniger Chicklit als Zicklit schreibt die Nachwuchsautorin Christiane Geldmacher (50). Esther ist Lehrerin in Flensburg, lebt aber, wie die Autorin bisweilen, in Glücksburg. Sie ist 46 und sucht einen Lover. Brigitte Balthus, BB genannt, HAT Lover. Und zwar eine ganze Menge. Das mag Esther nicht leiden und so kommt es zum Zickenkrieg und überhaupt wie es kommen muss.
Fast. Denn Mord ist nicht immer die ultima ratio, „Killing Brigitte Bardot“ (so der Titel) bringt die Sache auch ohne hinter sich und, wie immer bei La Geldmacher, mit jener nonchalanten Grausamkeit, zu der nur Frauen in den besten Jahren fähig sind. Man überlege es sich also zwei Mal, die Autorin negativ zu kritisieren. Bei dieser Geschichte allerdings muss man gar nicht überlegen und winkt sie schmunzelnd durch. Weiter so, ihr schrecklichen Frauen!
Eine Gesamtschau des Bandes bei Gelegenheit.
Butkus / Schlennstedt (Hrg.):
Morden zwischen den Meeren. Kleine Verbrechen aus Schleswig-Holstein.
Pendragon 2010. 352 Seiten. 12,95 €
Da ist noch ein Verschreiber drin, mein Lieber. Statt (50) muss es (40) heißen!
Hm. Du meinst,sie war beim Schönheitschirurgen? Nee, hat sie doch gar nicht nötig, du Schelm!
Du kommst gleich zum Chirurgen. Aber zu welchem? Hirn und Herz fallen ja aus, weil du keines hast.
Nein, sie sieht doch so jugendfrisch aus, dass sie nie und nimmer so alt sein kann.
Charmant wie immer, Herr Rudolph … 🙂
*war auf dem Foto 42, 43?, 44?
**ist in jedem Alter in den besten Jahren
die engländer nannten sie einst, als die insel ihnen noch gehörte, hell-go-land. ungefähr zu der zeit, als sie versuchten, das ding komplett zu sprengen. hat ja dann nicht so geklappt.