Man kennt das ja mit den Päpsten. Eine Zeitlang schaut man zu ihnen auf, wenn sie sich in vollem Wichs mit dem Papamobil durch die Gemeinde kutschieren lassen. Irgend wann aber erkennt selbst der Gutgläubigste, dass diese Päpste in Wirklichkeit doch nur Vorsitzende obskurer Organisationen mit bisweilen ekligem Personal sind.
Was tun? Ignorieren. Allenfalls amüsiert zugucken, wie sie sich weiter durchs Leben mauscheln und genau die Form von „Kultur“ entwickeln, die ihnen angemessen ist: sinnentleerte Rituale mit hektischem Weihrauchschwenken, das monotone Abbabbeln der ewiggleichen Litaneien, ein Dummer, der so etwas druckt, findet sich ja immer und sei es einmal im Jahr beim österreichischen →Buchkultur Krimi Spezial. Okay, warum auch nicht. Gibt ein kleines Honorar und die Gelegenheit, Altes neu aufzuwärmen. Man hat ja auch sonst nichts gelernt.
Dass man selber ins Visier solcher Päpste gerät und mit Verwunderung zur Kenntnis nimmt, wie die sich an einem abarbeiten, weil Selbstdenken immer schon Ketzertum bedeutete – geschenkt. Der Spaß endet dort, wo en passant auch solche Menschen verunglimpft werden, die das Pech haben, mit solchen Ketzern zu kooperieren. Kleine Verlage etwa, die einiges riskieren und ihre Arbeit mit Idealismus und Kompetenz erledigen, die Arbeit, für die sich Päpste im Allgemeinen zu schade sind. Hier wirds kriminell und kindisch und peinlich, nennen doch die Päpste niemals den Namen des eigentlichen Adressaten, wohl aber die der in effigie Verprügelten, hoffend, dass die ahnungslosen Leser das ehrabschneiderische Geschwätz für „Kritik“ halten und nicht für das, was es ist: ein pubertär mit der geschüttelten Schreibhand aufgelöster Hormonstau.
Gut, auch das ist nichts weiter als Zwergengemurmel, der Versuch längst abgelegter Akten, doch noch einmal auf Wiedervorlage zu kommen. Das Leben ist halt arg schizophren, sogar für Päpste. Sie behindern das Entstehen guter Kriminalliteratur, wo sie nur können, ohne Erfolg zwar, aber mit Nachwirkungen (die Päpste wissen schon, von was die Rede ist, nein, nicht von dpr). Sie halten nur das für Kultur, dem sie selbst den Stempel aufgedrückt haben, irgend welche Listen und Preise, in deren Jurys sie sitzen und Mister Mächtig spielen können, „Krimimagazine“, für die sich leider kein Schwein aus der Werbewirtschaft interessiert und die dann vom Idealismus der MitarbeiterInnen leben, die ihre Arbeitskraft kostenlos zur Verfügung stellen. Sie entwickeln putzige „Pop Art“ – Theorien, obwohl sie über die Beschallung ihres volksverdümmlichen Intrigantenstadels niemals hinausgekommen sind. Sie verdingen sich als Blurb-Lohnschreiber für Verlage, die sie eigentlich…. Aber genug.
Ist halt alles eklig und irrelevant, the same bullshit as every year, auch Päpste ohne Eier sehnen sich nach dem Orgasmus. Lassen wir ihnen das passive Vergnügen des Zuschauens und Kommentierens, sollen ja auch ihre Miete zahlen können. Unsereiner hat gerade Wichtigeres zu tun und keine Lust, ständig die Fliegenklatsche parat zu halten.
dpr