Suite Noire

Mit vier Bändchen startet der Distel Literaturverlag seine Übersetzungen der französischen Buchreihe „Suite Noire“. Herausgegeben wird sie seit 2006 vom einschlägig bekannten Jean-Bernard Pouy, 36 Titel sind es bisher, acht davon 2008/2009 vom französischen Sender France 2 für das Fernsehen adaptiert.

Eine besondere Reihe, inhaltlich wie thematisch stark reglementiert, kein Band hat mehr als 100 Seiten, jeder ist eine Hommage an einen ganz bestimmten Titel der berühmten „Serie Noire“, die seit 1945 bei Gallimard erscheint mit einer Ausnahme: Didier Daenninckx‘ „On achève bien les chevaux“, das die „Suite Noire“ eröffnet, ehrt Horace McCoys „They shoot horses, don’t they?“ („Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“) von 1935, das nicht in die „Serie Noire“ Eingang gefunden hat. Weitere Informationen und die Liste der bislang erschienenen Titel findet man →hier.
Distel beginnt mit den acht verfilmten Büchern und schon der erste, den ich gelesen habe, verweist auf die ganze und beträchtliche Bandbreite dessen, was man unter „Noire“ kategorisiert. José-Louis Bocquets „Papas Musik“ (eine Hommage an Jean-Bernhard Pouys „Papas Kino“) ist eben KEIN Krimi, des blutigen Endes ungeachtet. Der Protagonist, ein erfolgloser Musikproduzent, hat eine neue vielversprechende Band entdeckt – die seines Sohnes. Der aber weiss mit dem, was Papa unter Musik und vor allem deren Vermarktung versteht, nichts anzufangen. Ein Vater-Sohn-Konflikt also, zugleich eine Variation des ewigen Themas von der Wahrhaftigkeit der Kunst und ihrer fast zwangsläufigen Defragmentierung zwischen den Mahlsteinen des „Biz“. 98 hastige Seiten, die „Noire“ nicht als Subgenre der Kriminalliteratur limitieren, sondern in seiner größeren Gestalt als Literatur des notwendigen Scheitern würdigen.

Man darf auf die Folgebände gespannt sein, verdienstvoll ist die Reihe jetzt schon, wir bleiben dran und legen nämliches auch den LeserInnen ans Herz.

Die ersten vier Bände bei Distel:
José-Louis: Bocquet: Papas Musik.
Colin Thibert: Nächste Ausfahrt Mord
Chantal Pelletier: Schießen Sie auf den Weinhändler
Patrick Raynal: Landungsbrücke für Engel

Alle ca. 100 Seiten, 10 €

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert