Ron Goulart: Groucho Marx, Meisterdetektiv

Groucho Marx, der Komiker mit der bevorzugt nichtrauchenden Zigarre im Gesicht, ist unter die Detektive gegangen, wenigstens im Roman von Ron Goulart. Hat das irgend eine Bedeutung? Natürlich nicht. „Groucho Marx, Meisterdetektiv“ gehört zu den völlig sinn- und zwecklosen Kriminalromanen, mit denen man uns zu drangsalieren versucht, aber er gehört NICHT zu den scheinwichtigen, hölzern fabulierten und in ihrer Witzigkeit völlig witzlosen Elaboraten, von denen ich soeben wieder ein Halbdutzend vom Tisch gestoßen habe. Ein Krimi zum Spaßhaben also, nicht mehr, nicht weniger, also genug.

Wobei die Frage, warum Groucho nun unbedingt Detektiv spielen möchte, zu denen gehört, auf die man besser keine Antwort sucht. Ein Filmsternchen wird tot aufgefunden, doch Groucho, der das Mädchen einmal flüchtig intim gekannt hat, glaubt nicht an die hastig diagnostizierte Todesursache Suizid. Mit dem Exreporter Frank Denby, der gerade eine Radioserie mit dem Titel – Überraschung – „Groucho Marx, Meisterdetektiv“ schreibt, macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Es wird eine Tour de Force durch das Hollywood des Jahres 1937, man begegnet en passant vielen Stars der Ära, aber auch, wie es sich gehört, diversen dubiosen Produzenten und ihrer noch dubioseren Entourage sowie ausgewählten Großgangstern und höchst korrupten Polizisten. Das Ganze ist also, was die Spannungsausstattung betrifft, ein fruchtbares Feld so ziemlich aller Pulp-Pflänzchen, vom Casinoschiff vor der Küste bis zum – „Der Dünne Mann“ lässt grüßen – schnuppersicheren Hundchen, das eine Leiche findet. Denn das Filmsternchen wurde ermordet, wir haben nie daran gezweifelt und das Duo Marx / Denby löst den Fall.

Vor allem aber ist „Groucho Marx, Meisterdetektiv“ selbstredend eine Solonummer für den Titelhelden selbst. Wer auch nur einen Film der Marx Brothers gesehen hat (die Brüderchen kommen im Buch übrigens nicht leibhaftig vor, was ein schlauer Schachzug des Autors ist), weiß, was ihn erwartet. Groucho wortspielverdreht, Groucho die Leute veräppelnd, Groucho selbst angesichts eines Pistolenlaufs nie um einen Gag verlegen. Das könnte einem auf die Nerven gehen, tut es aber nicht. Dafür sorgt schon der nette Frank Denby, aus dessen Perspektive auch ein Teil der Story erzählt wird, aber vor allem die schön austarierten Versatzstücke von Pulp und Hardboiled. Das ist sowohl komisch als auch klassisch und macht, ich wiederhole mich gerne, Spaß. Hätte wesentlich schlimmer kommen können.

Ron Goulart: Groucho Marx, Meisterdetektiv.
Edition Phantasia 2010. 263 Seiten. 16,90 €
(„Groucho Marx, Master Detective“, New York 2010. Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber)

3 Gedanken zu „Ron Goulart: Groucho Marx, Meisterdetektiv“

  1. Stark — man stellt sich Leonard Pine und Hap Collins ohne osttexanischen Dialekt und finanziell gesichert vor. Groucho (ein Bühnenname, der von to grouch/meckern, nörgeln herkommt) mit Muskeln in Hirn und Oberarmen, Groucho, der Unangreifbare (weil berühmt), Groucho aus Beverly Hills, der sowohl den Pazifik wie auch das in den Dreissigern völlig verluderte Los Angeles vor der vornehmen Haustür hat.

    Warum ist da nicht schon früher einer draufgekommen? Ich, z.B.

  2. Tja,mein Bester, dumm gelaufen. Aber wie wärs mit „Laurel & Hardy, Meisterdetektive“? LA in den Zwanzigern zwischen Slapstick und Tragödie, in Gesichter geworfenen Torten und ordinärer Intrige? Komm, wir schreiben ein Exposé und hauen das Ding dann raus…

    bye
    dpr

  3. Gemacht! 1959: Laurel als verkrachter, heroinabhängiger Hamburgerbräter irgendwo auf dem mieseren Tell des Sunset Boulevard, die Schwuchtel Hardy treibt seinen/ihren sexuellen Unfug am Ground Zero in West Hollywood. Ed Wood will ein Remake ihrer erfolgreichstn Tortenschlachten machen, wenn er die beiden nur finden könnte. In einem Wohnkarton unter der neuerbauten Freewaybrücke am Hafen stolpert Ed über einen furchtbar verstümmelten James Dean, der aus unerfindlichem Grund nur noch japanisch spricht….

    Lässt sich doch was draus machen, oder?

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