Zunächst einmal bitten wir um Nachsicht. Wir sind Autorinnen und Autoren, das heißt: wir schreiben, das Lesen ist nicht unsere Stärke, dafür sind die EndverbraucherInnen unserer Werke zuständig. Auch das wirkliche Leben interessiert uns eher weniger, was nicht verwundern sollte, tummeln wir uns doch bevorzugt im Kitsch eines Genres, von dem wir nicht wissen, wie es entstanden ist. Doch hat man uns neulich von bösen Menschen erzählt, die uns bestehlen wollen, so wie früher die Piraten auf dem Meer Handelsschiffe überfielen und ausraubten und das hat etwas mit Internet zu tun, aber sorry, davon verstehen wir auch ziemlich wenig, aber unser Verlag hat uns gesagt, wir sollen uns eine Homepage machen und bei Facebook vorbeischauen, das wäre gut für den Abverkauf.
Was wir damit sagen wollen: Das mit den Urheberrechten kapieren wir nicht so richtig. Nur dass sie abgeschafft werden sollen, haben wir kapiert. Nicht schön. Wir haben uns jetzt diesen Button gekauft, aber man sagt uns: Gut, schon mal ein Anfang, aber nicht genug. Ihr müsst euch erklären. Ihr müsst diesen Piraten zeigen, dass ihr ordentliche Menschen seid. Ihr müsst ihnen den Wind aus den Segeln nehmen, was ein sehr schönes Bild ist, deshalb verwenden wir es auch in unseren neuen Romanen, denn Bilder darf man ja schon mal mopsen, das ist jetzt nicht richtig Urheberrecht, weil mit einer Kamera umgehen kann jeder, das ist nicht so geistige Arbeit, also das was wir machen und darum geht es. Wer andern an die Nase greift, muss selber eine haben. Und deshalb erklären wir jetzt, dass wir uns verpflichten und zwar zu dem hier:
1. Die Krimiautorinnen und Krimiautoren verpflichten sich, keine Whodunits mehr zu schreiben, denn Whodunits haben andere erfunden und die sind noch nicht 70 Jahre tot.
2. Sie verpflichten sich weiterhin dazu, nicht mehr jeden Dödel von Kommissar herumgrübeln zu lassen, weil das „Literatur“ ist. Denn mit Literatur haben sie nichts am Hut und überhaupt ist das langweilig, auch wenn die Endverbraucher es so wünschen.
3. Sie verpflichten sich außerdem, keine Serienkiller mehr auszusenden, die ihren Opfern die Ohren abschneiden, diese dann zusammen mit Champignons weichkochen, mit einer Sahnesoße verfeinern und in Dreisterne-Restaurants als amuse gueule anbieten.
4. Sie verpflichten sich natürlich auch dazu, nicht mehr jedes abgegriffene Klischee aufzugreifen, zum Beispiel das, die Ehefrau eines Getöteten sagen zu lassen: „Er macht das doch immer, ich meine: MACHTE….“, weil das kann echt kein Mensch mehr ertragen, dieses Mein-Mann-ist-nein-war, das hat irgendwer mal erfunden, weil die Frau erst noch geglaubt hat, ihr Mann wäre am Leben, obwohl er eigentlich schon tot ist und dann fällt ihr ein, hey, der ist ja tot, ich muss ab sofort im Imperfekt von ihm reden. Also da hat schon einer Urheberrecht drauf, aber wir eben nicht.
5. Sie verpflichten sich überhaupt, vor dem Schreiben nachzudenken und nicht wahl- und sinn- und gedankenlos in jede Kiste zu greifen. Sie schildern zum Beispiel keine „Hartz-IV-Familien“ dadurch, dass die Väter im Beisein von Kleinkindern kettenrauchen und in Jogginganzügen vor dem Fernseher hocken. Das Recht an diesem geistigen Eigentum haben andere, man kennt sie gottlob nicht mehr, aber wahrscheinlich leben sie noch.
6. Sie verpflichten sich vordringlich dazu, sich als das auszugeben, was sie nun einmal sind: ziemlich unkreative, geistlose, eitle Möpse, die auf jeden Zug hüpfen, Hauptsache, er fährt.
7. Sie verpflichten sich endlich damit aufzuhören, „die Gesellschaft“ beschreiben zu wollen. Das Copyright auf dieses Sujet haben „richtige“ Schriftstellerinnen und Schriftsteller, nicht aber die Abkäser eines Genres, das seit Anbeginn mehrheitlich aus grenzdebilen ewigen Deutschaufsatzstrebern besteht, die nur deshalb AutorInnen werden konnten, weil ihre Biologie robust genug ist, das unendlich Toxische ihrer aus Blaupausen, Dummdeutschem und Strunzbiederem zusammengefederten Sätze zu überleben.
8. Sie verpflichten sich, fortan des Denkens fähige Menschen mit ihrer Empörung zu verschonen. Außerdem verpflichten sie sich, endlich einzusehen, dass dann, wenn ihre Werke gemeinfrei werden (70 Jahre nach ihrem Ableben, zur Erinnerung), kein Hahn, nicht mal der, aus dem Wasser tropft, mehr nach ihnen krähen wird, weil diese Werke schon zu Lebzeiten ihrer Verfasser und geistigen Urheber ziemlich tot sind.
9. Ganz generell also: Sie, die Autorinnen und Autoren, deren einzige künstlerische Leistung darin besteht, die Tradition des Genres hemmungslos zu plündern und auf ihr Niveau herunterzuziehen, um „Krimis“ zu schreiben, sie also verpflichten sich, endlich mal die Klappe zu halten.
Die deutschen Krimiautorinnen und -autoren
Ey, Alder, Du hättest so’n voll coolen Vidjeo-Klip drehn sollen. Lesen tut doch von denen eh keiner (sagste ja selbst)…
+!
Das unterschreibe ich nicht!
Des Denkens fähige Menschen verschonen wir sowieso schon und ich bin kein ‚ziemlich unkreative(r), geistlose(r), eitle(r) Möpse(Mops)‘. Gegen die Einschränkung ‚ziemlich‘ verwahre ich mich aufs Schärfste.
Schließlich, wie soll man denn schon Betroffenheit einer Neuwitwe darstellen, wenn man auf diesen Präsenz/Imperfekt-Kniff verzichten muss? Das geht doch nicht mehr. Es sei denn, die Witwe wurde selbiges durch eigenes Zutun. Dann vielleicht … aber schwierig.
Ich fürchte, wenn man die Witwe mit tränenerstickter Stimme sagen lässt „Sie müssen den Mörder erwischen, Herr Kommissar, damit er als Wiedergutmachung den Rasen mäht, versprechen Sie mir das?“, erfüllt das nicht den gleichen Zweck. Zumal der Kommissar ja keinesfalls antworten darf „Ich denke, wir kriegen ihn“, weil das ja Literatur wäre.
Also, lieber dpr, so gehts nicht. Ohne unsere Sandförmchen sind wir hilflos, Sozialfälle gewissermaßen, werden kettenrauchend in Joggingklamotten vor dem Plasmabildschirm hocken und die Herdprämie versaufen.
Eine schöne Piratenbeute! Klar zum Enter drücken.
Lieber dpr,
Meine Frau (Hallo!! d.Fr.) hat mir deinen Senf vorgelesen.
Hör mal, was soll ich dann machen? Ich brauche doch die Klitschehs oder wie die heissen, weil, wie soll ich sonst die Fernsehfilme umsätzen? Schwierig genug, die Dinger Wort für Wort abzukupfern und dann noch Zwischenzeug wie „sagte Joe“ oder „grunzte Karin“ zu erfinden. Und das will uns einer nehmen?
I dunno. Life sucks, wenn man richtig hinguckt.
Gruss
Peter
(und ich, seine lb. Fr.)
Ria! Peter! Sofort unterschreiben oder ihr müsst ein Wochenende im Creative Lab des Syndikats verbringen! Es gibt längere Strafen, aber kaum härtere…
bye
dpr