Da sendet das ZDF am frühen Montagmorgen (1:20-3:00) eine aspekte extra-Sendung und alles, was man darüber in Fernsehzeitung, Videotext und Internet erfahren kann ist, dass es sich um „Die Nacht des blauen Sofas“ handelt.
Ist das eine ergreifende Reportage über ein Möbelstück von der Geburt (Fabrik) bis zum würdelosen Ende (Sperrmüll)? Eine Studie über Streitkultur deutscher Ehepaare („Du schläfst heut‘ nacht auf dem Sofa“)? Oder um bisher unbekanntes Filmmaterial von Krzysztof Kieslowski („Drei Sofas: Blau“)?
Nein, nein. Wir Kulturinteressierten wissen natürlich, dass Sofas mit farbigem Bezug (bevorzugt: blau, rot, grün) in dieser Republik bei allen möglichen interessantristischen Veranstaltungen („Events“) als Sitzgelegenheit für Interviews mit Kulturschaffenden herhalten müssen. So ein Sofa soll denn auch mobil sein, heute auf dem Kopfsteinpflaster einer Fußgängerzone stehen, morgen auf einer Wiese neben ein paar Gänseblümchen vor sich hin blauen und sich übermorgen auf dem Gipfel eines Berges die Füße abfrieren. Das blaue aspekte-Sofa hatte diesmal einen geradezu gemütlichen Job, mußte einfach auf der Leipziger Buchmesse herumstehen und einen Haufen von Buchautoren aushalten.
Warum, ZDF, muß man daraus so ein großes Geheimnis machen? Soll keiner wissen, dass ihr auf GEZ-Geld in Leipzig wart? Wie? Hat sich eh‘ schon rumgesprochen? Aber wäre dann ein kleiner Hinweis darauf, welche Autoren jetzt von Luzia (Braun) und co. interviewt werden wirklich zu viel Mühe gewesen?