Lange Listen

„Weil ich mich so gern weit aus dem Fenster lehne, bin ich versucht zu behaupten, das Genre Krimi ist eigentlich seiner „Natur“ nach politisch – und wo es das nicht ist, ist es überflüssig …“ schrieb gerade Else Laudan zu unserer Diskussion über den politischen Krimi (→siehe Kommentar).

Und weil sie die Aradne-Verlegerin ist, könnte sie das sogar anhand des eigenen aktuellen Programms belegen, was ich aber auch kann.Politisch im Sinne von „Politkrimi“ ist ohne Zweifel Dominique Manottis „Roter Glamour“ (ausführliche Rezension folgt bei wtd). Ganz anders sieht das bei Anne Goldmanns Debüt „Das Leben ist schmutzig“ aus (ausführliche Rezension folgt auf der Krimicouch). Menschen in einem Wiener Mietshaus, sehr unterschiedliche Charaktere, von Politik ist nicht groß die Rede. Aber muss es das überhaupt? Jede dieser Personen ist natürlich je nach Gusto „politisches Subjekt“ oder „politisches Produkt“, „Opfer der Gesellschaft“ oder dreht selbst im Hamsterrad fleißig mit. Als Leser kann ich das ignorieren, genauso wie ich bei Manotti ignorieren kann, dass es dort auch private Ebenen gibt. Ob etwas „politisch“ ist, wäre also zunächst Teil der Rezeption, Teil meines eigenen Wollens. Manotti lesend, kann ich dem gesellschaftlichen Diskurs nicht entkommen, bei Goldmann liegt er in der Interaktion des Personals (und ihrer Isoliertheit). Wie weit ich dabei gehe, bleibt mir überlassen. Aber das wird man zu gegebener Zeit sicher noch näher erläutern können.

Hierzu passt natürlich auch Elses Vorschlag: „Macht doch auch Listen, was ihr gelesen habt und spontan als politische Krimis bezeichnen würdet (nicht nur Politthriller im engeren, sondern „politisch“ im weiten Sinn).“

Genau. Wäre doch mal interessant, das Terrain abzustecken. Und dabei vielleicht die eine oder andere Überraschung zu erleben. Hier geht es bald weiter mit einem konkreten Großbeispiel, den unvermeidlichen Sjöwall / Wahlöö…

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