Immer wieder erreichen mich Hilferufe aus dem Kreis der werten HINTERNET-Gäste, drängende Schicksalsfragen zumeist wie „Panik! Was soll ich nur machen? Die Diskette klemmt im RAM-Speicher!“. Aus diesem Grunde seien an dieser Stelle und in loser Folge die wichtigsten Fragen exemplarisch behandelt, zu Nutzen und Frommen aller, amen.
Maik Honecker aus den neuen Ländern zum Beispiel nervt mich mit folgendem: „Lieber PC-Doktor! Ich bin noch Frischling in der IT-Branche und lerne gerade das ABC des Computerjargons. Eine Abkürzung konnte mir bis jetzt niemand erklären, auch die Fachpresse schweigt skandalöserweise. Die Abkürzung lautet: PDS. Was soll das sein? Weißt du’s?“
Antwort: Aber natürlich, lieber Maik! PDS bedeutet „partielle Datensicherung“. Konkret: Das im Jahre 2007 erscheinende WINDOWS 2001 bietet die Möglichkeit, unliebsame Daten (im Jargon der IT-Branche auch „Erinnerungen“ genannt) automatisch löschen zu lassen. Exempel: Du hast vor zehn Jahren deiner damaligen Freundin einen Heiratsantrag per e-Mail gemacht, und jetzt möchte sie ihn annehmen, obwohl ihr euch seit neun Jahren nicht mehr gesehen habt und du inzwischen eine neue, supertolle Freundin hast. Die alte droht dir, dich im Falle einer Heiratsunwilligkeit gerichtlich zu belangen, „wegen gebrochenem Eheversprechen“, was ja bekanntlich nicht unter fünf Jahren „Saarbrücker Zeitung“-Lesen bestraft wird. Bisher ist deine Lage ausweglos. Mit Einführung der PDS-Funktion aber wird es ein leichtes sein, das Original der belastenden E-Mail einfach zu löschen! Und zwar auch auf dem Rechner deiner EX! Klasse, was!
Ein gänzlich anderes Problem hat Werner Treibsand aus Hilversum in den Niederlanden. Er mailt: „Lieber Meister des digitalen Wortes“ (danke, Werner; das hat du sehr fein beobachtet!) „Ich habe mit Gewinn deine Kolumne über das elegante Zurückholen gelöschter Daten gelesen, hab’s auch ausprobiert, und es hat auch fast geklappt. Nun ist mir aber folgendes Malheur passiert: Als ich gestern in mein Arbeitszimmer komme, ist mein PC verschwunden! Zuerst glaubte ich an einen Diebstahl, kann mir aber nicht vorstellen, daß jemand einen 286er PC ohne Festplatte und mit defektem Diskettenlaufwerk stiehlt. Könnte es sein, daß ich meinen PC versehentlich gelöscht habe? Falls ja: Wie, wenn überhaupt, kriege ich ihn wieder?“
Antwort: Au, das ist schwierig, lieber Werner aus Hilversum in den Niederlanden. Du hast wahrscheinlich im BIOS herumgespielt und dabei versehentlich auf den Button „PC bitte unwiederbringlich löschen“ gedrückt. Anscheinend hast du auch sämtliche Warnfenster („Wollen Sie wirklich Ihren PC unwiederbringlich löschen?“) gedankenlos weggeklickt. Aber es gibt einen Weg, nicht nur deinen alten PC wiederherzustellen, sondern, viel besser noch, ihn gleich in einen tollen, neuen, superschnellen, megacoolen zu verwandeln. Und das geht so: Gehe einfach in ein Fachgeschäft deiner Wahl, sprich einen Verkäufer an und schildere ihm dein Unglück. Er wird geduldig zuhören, dann für einige Sekunden verschwinden – und schließlich mit einem tollen, neuen, superschnellen, megacoolen PC wiederkommen. Weil, es ist nämlich quasi folgendermaßen, lieber Werner aus Hilversum in den Niederlanden: Fachgeschäfte verfügen über eine sauteure Software namens „Wie ich jedem Doofen einen tollen, neuen, superschnellen, megacoolen PC andrehe“, mit deren Hilfe sie irrtümlich gelöschte Rechner rekonstruieren können. Das Ganze ist zwar mit einem kleinen Unkostenbeitrag verbunden (bis 5000 Mark ist okay), aber immer noch besser, als gar keinen Rechner zu haben oder gar deinen alten, diese läppische, megalangsame, supernervige Gurke.
Zuguterletzt ein Problem von Traudel Gibsgern aus der idyllischen Vulkaneifel. Sie mailte mir: „Wahnsinnig aufregender Rechner-King! Neulich ließ ich mir von einem PC-Discounter einen zusätzlichen 128 MB RAM-Chip einbauen (d.h. in meinen Rechner, hihi). Zuhause mußte ich dann feststellen, daß das garnix gebracht hat, das Ding war so lahm wie immer. Ein Freund hat sich dann das Motherboard genauer angeschaut und festgestellt, daß die vom Discounter mir überhaupt keinen neuen Chip eingebaut haben! Ich natürlich sofort hin und auf den Putz gehauen. Der Verkäufer hat aber nur gesagt, das wäre normal, daß man den Chip nicht sehen würde, und das hätte etwas mit Albert Einstein zu tun und so einer Theorie, aber exakt genau haarklein wüßt er’s halt auch nicht, weil er hätt kein Abitur, denn wenn er Abitur hätt, würd er sich von pickligen Zicken nicht die Zeit stehlen lassen. Da bin ich jetzt aber doch ins Grübeln gekommen und hätte drei Fragen: Stimmt das? Und – wer ist dieser Albrecht Einstein oder wie und darf der so einfach mir die Chips klauen?“
Antwort: Liebe, wahnsinnig picklige Traudel aus der idyllischen Vulkaneifel! Albrecht Einstein, in Fachkreisen auch „der Albert“ genannt, hat die sogenannte Relativitätstheorie erfunden. Diese besagt, verkürzt ausgedrückt, daß für ein superschnelles Objekt die Zeit ebenso superschnell vergeht. Beispiel: Du gehst morgens zur Arbeit und zwar zu Fuß. Du schaffst maximal 35 Stundenkilometer, bei einer Gesamtstrecke von 350 Kilometern. Du bist also nach genau 10 Stunden auf der Arbeit. Dein Kollege fährt jeden Morgen die gleiche Strecke mit seinem Ferrari, der eine Spitze von 350 Stundenkilometern erreicht. Die Fahrt kommt ihm auch wie zehn Stunden vor, aber in Wirklichkeit ist er bereits nach einer Stunde am Arbeitsplatz! Das heißt: Er muß theoretisch neun Stunden warten, bis du endlich kommst, Kaffee kochst und das Frühstück kaufst. Genauso verhält es sich mit RAM-Chips. Die Dinger sind einfach wahnsinnig schnell! Wenn du den Rechner startest, flitzt der Chip mit Lichtgeschwindigkeit los und befindet sich nach 5 Nanosekunden bereits im Jahr 2395! Klar, daß du ihn nicht mehr sehen kannst, wenn du auf dem Motherboard nachguckst! Denn glaubst du tatsächlich, daß dein Rechner das Jahr 2395 erleben wird? Glaubst du selber, dieses Jahr zu erleben? Doch wohl nicht! Also keine Aufregung, der Verkäufer hat die Wahrheit gesagt.