Isar 12 – Unterwegs mit Isar 12

Diese CD ist für mich (bislang) das Highlight dieses Sommers. Ein Bastard von Platte, der Breakbeats, Schweine-Gitarren, Ambient-Geblubber, Siebziger-Sound und deutsche Texte vereint, ohne daß es einen Moment beliebig oder unorganisch klingt. Glaubt Ihr nicht? Kann ich verstehen. Ist aber so. „Unterwegs mit Isar 12“ ist das Debut der beiden Münchner Achim Bogdahn (Gitarre, Gesang) und Andreas Konstantin (Computer). Wie bei vielen Veröffentlichungen aus Bayerns Landeshauptstadt hat diese Musik diesen ganz speziellen Swing … eine intelligente Leichtigkeit, die einer genaueren Untersuchung würdig ist (vielleicht demnächst mehr zur München-Hamburg-Theorie!).

Kosmopolitisch ist sie auf jeden Fall, nicht nur wegen solcher Titel wie „Acapulco Gold“, „Paris – Roubaix“ oder „Weißes Pulver aus Kiukiang“. Isar 12 kennen die Welt, sie wissen, was gerade up to date ist. Das fängt schon bei der Cover- und Booklet-Gestaltung an (astreine 70er-Jahre-Fotografien, Schriftzug „Stereo“ in der Ecke) und endet beim exzessiven und absolut cleveren Sampling. Die Art, wie sie ihre Sound- und Sprech-Schnipsel von überall her zusammenklauen und in den Songs aneinander reihen, ist schon klasse und hat extreme POP-Qualitäten.

Geschmackssicher verbinden sie ihre bevorzugte deutsche Fernsehserie aus den Fünfzigern („Funkstreife Isar 12“) mit klassischer Soundtrack-(München-)Discomucke aus den Siebzigern (Titel: „Die Straßen von Obergiesing“). Elvis lebt auch an der Isar weiter und erscheint in einer Art 90er-Jahre-Blues mit sirrenden Slide-Gitarren und Breakbeat-Andeutungen („Ich traf Elvis in den Outskirts von Memphis“). Die Geschichte über den DDR-Agenten, der von der Stasi nach Sofia geschickt und dort vergessen wird, unterlegen die beiden Münchner mit einem (Zitat) „originalen Ostblock-Discohousebeat“. Und das klingt genauso wunderbar, wie es diese Beschreibung verspricht.

Und wer dann noch Laetitia Sadier (Stereolab) und Thomas Meinecke (FSK) als Gastsängerin bzw. Gastmusiker aufbietet und solche Zeilen wie „Gott war gut drauf, als er Afrika erfand; er war müde, setzte Hamburg in den Sand“ raushaut, der kann eigentlich nicht viel falsch machen.