Verheiratet zu sein macht mir nach nunmehr drei Wochen Ehe weiterhin Spaß und bereitet mir tatsächlich große Freude. Einerseits ist die Last sehr groß. Man weiß, man hat seinen Partner fürs Leben (hoffentlich) gefunden. Nun liegt es an einem selbst – an der Kompromissbereitschaft, der Anpassungsfähigkeit, dem Verständnis – die Beziehung nicht zu vernachlässigen. Andererseits gibt einem das amtlich beglaubigte Papier eine vorher nicht gekannte Rückendeckung, sozusagen ein feinmaschiges Netz unter dem Salto Mortale Beziehung, einen Airbag für die Achterbahnfahrt namens Leben.
Jetzt beginnt eine völlig neue Zeitrechnung. Da ist das Problem mit dem Wörtchen Freundin von letzter Woche noch lächerlich dagegen. Von nun an sind es ganz andere und schwerwiegendere Fragen, die einem den Alltag zur Hölle machen. Das worst case scenario: Wo ist mein Ehering? Was mache ich, wenn ich ihn verloren habe? Einfach einen neuen zulegen und nichts der Frau sagen? Schließlich hat er keine Gravur und ist von einer bekannten Bekleidungsfirma (!) produziert worden. Welche Auswirkungen hätte der Verlust auf die Ehe? Heißt Ring im Gulli etwa Ehe im Abgrund? Und welche Ausreden sollte man sich zurechtlegen für den schlimmsten Fall der möglichen Fälle? Egal was man sagt, es wird einem die Frau wahrscheinlich nie glauben. Wie soll man auch den Ring verlieren außer bei einer Nebenbuhlerin auf dem Nachttisch liegen zu lassen oder bei einem heimlichen Tête-a-têste (am Strand, im Waschbecken, im Hotelbett, in der Tiefgarage) zu verlieren. Beim Putzen ist er natürlich nie und nimmer verloren gegangen. Auch nicht beim Saugen des Wagens. Auch nicht beim Schwimmen im See.
Sollte man den Ring nicht besser sobald es brenzlig wird, vorsichtshalber ablegen und behutsam in einer extra dafür vorgesehenen Schatulle verstauen? Woran allerdings erkennt unsereins riskante Situationen? Das könnte ja so weit führen, den Ring der Vorsicht und der Angst des Verlierens wegen lieber abzunehmen als zu tragen. Warum dann aber überhaupt einen Ehering kaufen? Wer will denn schon tagein, tagaus in Panik leben? Dient der Ehering mitunter als Symbol für den spindeldürren Faden an dem die Ehe festgemacht ist? Nach dem Motto: Ring weg, Frau weg bzw. Ring am Finger, Ehe in Schuss?
Was ganz anderes noch: Wo sollte der gute Ehemann seinen Ring aufbewahren, sofern er ihn nicht am Ringfinger der linken Hand trägt? In der Schmuckschatulle? Habe ich nicht. Im Bad? Zu gefährlich. Auf dem Nachttisch? Auch zu riskant. Ich habe mich für die Variante Büroregal entschieden. Warum? Da habe ich ihn immer im Blick. Zuhause trage ich ihn eh nie. Lediglich wenn ich vor die Tür gehe; vorausgesetzt ich habe ihn nicht vergessen. Und was hat es zu bedeuten, den Ring zu oft auf dem Regal liegen zu lassen? Lässt man die Ehe schleifen? Hat man ihr gar schon den Rücken gekehrt? Oder ist man bereits auf der Suche nach der nächsten potenziellen Ehefrau? Glaube ich ja nun nicht. Was bleibt sind Fragen über Fragen. Nur Antworten habe ich leider keine.