Zu den erschütterndsten Erfahrungen meiner verblühenden Pubertät gehörte die Erkenntnis, daß ansonsten intelligente Menschen imstande waren, Dummbeutelmusik zu lieben, während personifizierte Dummbeutel durchaus einen akzeptablen Musikgeschmack haben konnten. Diese tiefere Einsicht in die Abgründe des Menschseins erschütterte meine Weltanschauung, nach der Musik generell in sogenannte Hirnmusik und ebenfalls sogenannte Hosenmusik einzuteilen war. Erstere lieferte Futter für die Gedanken und ging nur bisweilen voll in die Hose, wenn z.B. The Taste „What’s Going On“ fragten und immer für einen veritablen Orgasmus gut waren. Hosenmusik indes diente zur Befriedigung niederster Instinkte wie „glücklich sein wollen“, „schunkeln können“ und „mal kurz mit der Kleinen da drüben auf der Toilette eine heiße Nummer schieben“. Ins Hirn fraß sich diese Musik nur selten, nämlich höchstens dann, wenn dort noch die Überreste dessen dahinvegetierten, was wir Liebhaber von Hirnmusik ein kritisches und waches Bewußtsein nannten.
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