Showpopulist

Stefan Raabs Show geht als eine der erfolgreichsten im deutschen Fernsehen als eindeutiges Argument gegen die Demokratie durch. Wenn Raab sich in seiner überheblichen, dummdreisten Art über die unbeholfene und nicht gerade souveräne Sprecherin einer Kleinstpartei lustig macht und ihre Forderung nach einem Grundeinkommen – keineswegs ihre Erfindung, sondern eine seit langem diskutierte Alternative für den Sozialstaat – als lächerliches Hirngespinst darstellt und sich das Publikum dabei feixend auf die Schenkel klopft, dann möchte man lieber nicht dabei sein, wenn der Dumpfionär und seine Anhängerschaft über viel weiter reichende Gesellschaftsmodelle abstimmen müssten.

Johnny Haeusler: →Der Maulwurf aus diesem Internet

Atemlos

Na gut, die Frau [Senna] kann vielleicht singen. Moderieren aber kann sie nicht – es sei denn, moderieren wird neuerdings dadurch definiert, jemanden so schnell sprechen und nach jedem Satz so hörbar nach Luft schnappen zu lassen, dass der Notarzt im Studio schon ganz nervös auf seinem Stuhl herumrutscht.

Peer Schader in der FAZ über die neue ProSieben-Show „Singing Bee“: ↑Schiefer die Töne nie klingen

Oscarnachwehen

In der 3Sat-Kulturzeit erklärt uns Herr Grandits, dass der Regieoscar für Ang Lee nur ein Trostpreis sei und dass die Oscarjury „Crash“ offenbar nur deshalb zum besten Film gewählt habe, weil ihr die Thematik von „Brokeback Mountain“ zu provokativ sei. Ja auch so ein progressives Weltbild kann schon ganz schön simpel gestrickt sein, dass es nicht mal auf die Idee kommt, die Mitglieder der Academy könnten „Crash“ einfach so für besser befunden haben.

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Dicke Mädchen

Darauf hat Doktor Zapp lang gewartet: „Germanys next Topmodel“ mit Heidi Klum. Eine Art „DSDS“, nur eben für den Laufsteg. Und wenn eines voraussehbar war, dann dieser Satz: „Du bist zu dick“. Der musste einfach fallen. Und hoffentlich haben viele junge Mädchen beim Zuschauen mit einer Tüte Kartoffelchips auf dem Sofa gesessen und sich gesagt: „Genau deshalb mach ich da nicht mit“.

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Ekel und Schmerz

Das traurigste aber an dem widerwärtigen Machwerk Die Burg aber ist, wie schonungslos sie den Niedergang eines einst brillanten Musikers dokumentiert – und die Rede ist nicht vom Burginsassen Christian Anders, der schon vor langer Zeit das Ticket für den mentalen Zug nach Nirgendwo gelöst hat. Die dudelige Titelmelodie zu der Freak-Show der prügelnden Proleten stammt von Ritchie Blackmore, einst grandioser Gitarrist der großartigen Rockband Deep Purple. So hinterlässt Die Burg neben Ekel auch einen tiefen Schmerz.

Stefan Behr in der Frankfurter Rundschau: „Schmerzhaft“

Krieg und Frieden

Oscar-Nacht, 24.3.2003. Pro7.

Im Vorfeld gab es die unterschiedlichsten Vermutungen/Befürchtungen/Hoffnungen, wie sich Laudatoren und Preisträger zum laufenden Krieg äußern könnten. Wer hätte mit so viel Rebellentum rechnen wollen? Susan Sarandon reckte keck die Finger zum Peace-Zeichen als sie auf die Bühne kam und auch einige andere zeigten sich mehr oder minder betroffen und wünschten sich und anderen Frieden. Wären D. Rumsfeld und G. Bush jr. anwesend gewesen sie hätten bestimmt zugestimmt: „Frieden? Jawoll und zwar so schnell wie möglich!“.

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Kriegsberichterstattung

Welchen Sinn hat eine so umfassende Versorgung mit Nicht-Informationen und „Experten“ zum Golfkrieg? Dass ARD und ZDF den ganzen Tag berichten kann ich ja noch verstehen (ist ja auch ein guter Konditionstest für die Moderatoren). Aber warum muß noch jedes 3. Programm sein eigenes Irak-Süppchen kochen? Hat die ARD Angst, der Krieg könne vorbei sein, bevor sie all ihre vorbereiteten Beiträge abgefeiert hat? Oder bringen HR3, SWR3 und Co. noch wichtige regionale Aspekte? Die Auswirkungen des Irakkriegs auf die Dönerbuden in Frankfurt, Interviews mit Ministerpräsident Beck zu den Chancen auf den Klassenerhalt von FCK und Saddam H, dafür würd sich’s glatt noch lohnen. Doch als ich einschalte höre ich den Satz „Manche sagen, der Feldzug der USA gegen Saddam Hussein habe schon begonnen“. Ja denn.

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Absolut Schlegel

Die Frau war müde und ungesellig. Der Bummel über die Kunstmesse hatte sie angestrengt. Das Päuschen in der Sitzecke würde gut tun. Von einer Lesung stand nichts im Programm. Die startete der junge Mann auf eigene Faust. Das unwirsche „Nein danke“ erwiderte er mit einem fröhlichen „Los geht´s“ und fing an zu lesen. Aus einem Comic-Band.

Als TV-Provokateur im Außendienst hatte Tobi Schlegl seine besten Momente. Das Format war bei Hape Kerkeling geklaut und vereinfacht worden. Und das Viva-Milchgesicht Schlegl – beliebte Zielscheibe von „Kalkofes Mattscheibe“ – zeigte ungeahnte Fähigkeiten: als Improvisationstalent im Anarcho-Nahkampf.

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