Die Frau war müde und ungesellig. Der Bummel über die Kunstmesse hatte sie angestrengt. Das Päuschen in der Sitzecke würde gut tun. Von einer Lesung stand nichts im Programm. Die startete der junge Mann auf eigene Faust. Das unwirsche „Nein danke“ erwiderte er mit einem fröhlichen „Los geht´s“ und fing an zu lesen. Aus einem Comic-Band.
Als TV-Provokateur im Außendienst hatte Tobi Schlegl seine besten Momente. Das Format war bei Hape Kerkeling geklaut und vereinfacht worden. Und das Viva-Milchgesicht Schlegl – beliebte Zielscheibe von „Kalkofes Mattscheibe“ – zeigte ungeahnte Fähigkeiten: als Improvisationstalent im Anarcho-Nahkampf.
Aus. Vorbei. Das Peter-Prinzip, nach dem jeder befördert wird, der seine Sache gut macht, hat Tobi Schlegl einen täglichen Nachmittags-Talk auf Pro7 zugetragen. Nach dem Peter-Prinzip landen die meisten Menschen irgendwann auf einer Stufe, die zu hoch für sie ist. Tobi Schlegl ist angekommen.
Schade, denn talken konnte er. Auf MTV, mit blassen Teenies, die als schüchterne Staffage seinen Amok-Interviews hilflos ausgeliefert waren. Jetzt hat er den typischen weißen Talkshow-Trash auf dem Sofa. Menschen, die außer ihrer Kamerageilheit nichts vorzuweisen haben. Aber das in epischer Breite. Neben ihnen verliert selbst Tobi Schlegl seinen Freak-Faktor. Und weil er weder zynisch ist noch entlarvend fragen kann, ist „Absolut Schlegl“ einfach nur eine weitere entbehrliche Nachmittags-Talkshow. Schlegl ist nicht der Nachfolger von Andreas Türk und schon gar nicht der von Peter Illmann. Sonder eher von Peter Imhof, Ricky und Birte Karalus…
Wenn er nicht zurück zu seiner wahren Kunst findet. Und genervten Kulturfreunden aus Comics vorliest.