Eigentlich merkwürdig, wenn einige sogenannte Fachblätter bei den Merkmalen harte Gitarren, verzerrter Gesang und Drumcomputer auf den Begriff „Industrial“ kommen. Filter gehören in die Rubrik „Industrial“ genauso wenig wie die musikalisch artverwandten Ministry oder Lard. Ein geeigneter Name für diese Schublade muß erst noch gefunden werden. Der Unterschied zu den genannten Vorreitern liegt im filterschen Hardcoreverständnis.
Die Songs hören sich eher nach Rock`n´Roll als nach Brutalo- Dampfhammer-Hardcore an. Die Liebe zur Melodie geht soweit, daß sich die Herren Patrick und Liesegang nicht zu „unmännlich“ sind mit „Stuck in Here“ und „So Cool“ zwei Balladen anzustimmen. Man fühlt sich beim Anhören mitten in die „Nirvana-Unplugged-Session“ versetzt. Es soll an dieser Stelle aber nicht der Eindruck entstehen, daß Filter den Soundtrack für „König der Löwen Teil II“ aufgenommen hätten. Dafür sind die Vorbilder Big Black oder Skinny Puppy nur allzu deutlich rauszuhören.
Wen interessiert schon die musikalische Vergangenheit der beiden ex-Nine Inch Nails- Gitarristen, wenn sie mit „Short Bus“ einen derartigen Brocken progressiver Rockmusik vorlegen? Wenn man ihre Interviews liest wird die Antwort auf diese Frage einfach sein: Alle! Was will man tun, wenn die Vergangenheit so schwer wiegt? – Klaus Jürgen Wussow wird das Dr. Brinkmann-Image auch nicht mehr los. Doch Filter tun ihr Menschenmöglichstes, um sich vom Mutterschiff Trent Reznors freizuschwimmen.
Aus diesem Grund gibt es das Programm „Filter 350-Erkenntnistheorie“, sozusagen ein Programm, das die Ideologie Filters via Diskette über den Computerbildschirm vermittelt. Um Euch indoktrinieren zu lassen, braucht ihr nichts weiter als einen Apple Macintosh mit 4 MB freiem RAM.
Filter: Short Bus
(Reprise)