Interview: Bedlam Rovers

Pro-Proletarisch!

Wer kennt eigentlich die Bedlam Rovers; hat tatsächlich schon einmal ihre Musik gehört? Mit „Land Of No Surprises“ haben sie ein tolles neues Album vorgelegt und touren zur Zeit durch Europa. Zwei gute Gründe also, sie zu den Veränderungen seit ihrem relativen Bekanntwerden im Jahr 1993 zu befragen. Da die Einstiegsfrage so schwierig zu beantworten ist, zunächst mal das Grundsätzliche.

Die Bedlam Rovers kommen aus San Francisco und betreiben dort ein alternatives Veranstaltungszentrum inkl. Aufnahmestudio, den Komotion Club. Caroleen singt, Sunshine (neu!) spielt Gitarre, Theo Schlagzeug, Morgan Violine und Greg Baß. Sunshine spielt die elektrisch verstärkten Stücke, da Marco Gehörprobleme hat und nur bis zu einem bestimmten Dezibelwert auf der Bühne sein darf.

Live wie im Interview finden sie ihre Coolness im sympatischen Uncoolsein, Freundlichsein, Auskunftgeben, sich für Jet-Lag entschuldigen. Diese Coolness-im- Uncoolen findet sich ebenso auf „Land Of No Surprises“, wo eine Punk-Haltung auf irischen Folk trifft und dann gerockt wird. Wem jetzt die Mekons einfallen, der wird auch gerne von der Politik der Band hören und nicht enttäuscht sein. Sie sind Anarchisten kollektivistischer Prägung und machen aus diesem Blickwinkel heraus Musik über das Politische.

1993 war die Neo-Folk-Welle ein kleines Medienereignis im Deutschsprachigen, und darauf hereingesurft kamen die Bedlam Rovers. Letztes Jahr veröffentlichten sie eine LP auf Return To Sender und nun „Land Of No Surprises“. Doch rosig sieht es nicht aus für die Band, wie Caroleen erläutert: „Zur Zeit haben wir kein Label in den USA. Wir haben ein Demo für US-Labels aufgenommen, doch kaum Antworten erhalten. So haben wir in letzter Zeit als Band nicht sehr viel unternommen. Es ist wirklich schwer; du mußt damit rechnen, eine Menge Geld zu verlieren, wenn du mit unserem Status dort touren willst.“

Da auch noch die Lizenz für Konzerte im Komotion Club entzogen wurde, sind vor allem ihr Magazin und das Tonstudio ihre Hauptanliegen in San Francisco. Doch nun steht ja Europa an. „Wir touren drei Monate lang, beginnen in Deutschland, dann gehen wir in einige andere Länder. Tschechische Republik, Ungarn, Italien, Österreich natürlich, Schweiz und dann wieder zurück nach Deutschland. Zwischendurch werden uns wahrscheinlich für drei Wochen trennen und alleine herumreisen.“

Und damit niemand aus politischen Gründen wegbleibt, sollte hier noch ein Mißverständnis geklärt werden. Ein deutsches Musikmagazin namens Spex hat sie als „anti-proletarisch, pro-kollektivistisch“ zitiert. Als ich ihnen davon erzähle, sind sich sichtlich verwirrt.

Greg: „Anti-proletarisch? Nein! Ich arbeite um zu leben und interessiere mich sehr für Arbeiterrechte. Da ist jetzt ein Schock für mich. Das Schwierige ist, daß wir die Interviews in Englisch geben, sie aber auf deutsch erscheinen und wir sie dann nicht lesen können.“

Caroleen: „Vielleicht hat da jemand die Idee der Abschaffung der Arbeit gemeint. Das könnte der Fehler sein.“

Greg: „Ich glaube auch nicht daran. Arbeit und Ausbeutung sind zwei verschiedene Sachen. In kapitalistischen Gesellschaften sind sie zu oft dasselbe: Du arbeitest, du wirst ausgebeutet. Jemand macht Geld aus deinem Schweiß, das ist nicht richtig. Doch jede Gesellschaft braucht eine Struktur, in der Leute für eine gemeinsame Sache arbeiten. Du mußt arbeiten, um zu leben.“

Trifft ja auch für die Band zu.

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