Ein Hubschrauber landet auf einer Art Bohrinsel mitten im Ozean vor der Küste Australiens. An Bord ist die adrette Staatsanwältin Dr. Mitchell, mit dem Auslieferungsbefehl für Eishäftling 8182 Sonoda Naoko, eine kleine Drogenschmugglerin, die hier seit 20 Jahren in einem Kühlelement eingefroren liegt und auf ihren Prozeß wartet. Die Formulare werden ausgefüllt, die Kühlbox in einen Helicopter verladen; alles geht seinen gewohnten Gang, bis zu dem Moment, als im Tower des Eisknasts ein Funkspruch der echten Miß Mitchell eingeht, die auf offener See von einem Kutter aufgefischt worden ist.
Ab diesem Moment überschlagen sich die Ereignisse: Geißelnahme, Schußwechsel, schließlich der Start des Helicopters mit seiner kuriosen Fracht: einem unbedeutenden Eishäftling und der falschen Dr. Mitchell, alias Carmen Mc Callum, exklusive Söldnerin für prekäre Unternehmen. Doch die Küstenwache ist bereits verständigt und schickt zwei Jets hinter den Füchtenden her. Die Chancen, auf offener See zu entkommen, sind gleich null, normalerweise jedenfalls. Die Flucht gelingt, doch die Probleme beginnen damit eigentlich erst, denn erstens sind die Verfolger immer noch hinter Mc Callum her und zweitens droht der Eishäftling aufzutauen. . .
Glaubt man Fred Duval und Olivier Vatine, den beiden Textern von MCCALLUM, dann ist das Australien des Jahres 2053 dem des Jahres 1996 gar nicht so unähnlich: Die Mode hat sich nur unwesentlich geändert und auch die fahrbaren Untersätze ähneln den heutigen Klapperkisten auf frappierende Weise, die Helicopter sehen halt ein wenig anders aus. Die Unterschiede liegen lediglich im futuristischen Design der Objekte, das allerdings auch wieder an die Zukunftsvisionen der fünfziger Jahre erinnert. Überhaupt erinnert MC CALLUM an vieles: ein bißchen an Mad Max, ein bißchen an William Gibsons Biochips und nicht zuletzt ein bißchen an den zweiten Teil von Crocodile Dundee. Das Design ist recht traditionell franco-belgisch, die Actionsequenzen jedoch deutlich manga- beeinflußt. Alles in allem gut gemachte actionreiche Unterhaltung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Im Vergleich zu manchem 08/15 Endzeit-Manga, der ebenfalls in dieser Preisklasse angesiedelt ist, schneidet MC CALLUM sogar sehr gut ab.
Vatine/Duval/Gess/Blanchard/Breton
Carmen Mc Callum
BD. 1 Jukurpa
Ehapa Comic Collection 16,80 DM
ISBN 3-7704-0813-6