Built To Spill: Perfect from now on

Soll ich jetzt das erzählen, was alle über Built To Spill schreiben? Soll ich schreiben, daß Doug Martsch, der Komponist, Texter, Sänger und Gitarrist des Projektes Built To Spill, einen Vollbart trägt? Daß er unscheinbar und zurückhaltend ist, in Idaho lebt und festes Mitglied bei Calvin Johnsons Halo Benders ist? Daß er „Perfect from now on“ ausschließlich an Wochenenden aufgenommen hat und deshalb jede Woche 500 Meilen nach Seattle und 500 Meilen zurück gefahren ist, um möglichst oft bei seiner Freundin und seinem Sohn zu sein? Daß der Mann so vollkommen unhip ist, daß er schon wieder als role model auf dem Laufsteg der Szene-Trends herhalten kann? Werden „intelligente Rockmusiker“ im Club bei Dir um die Ecke diese Saison so aussehen wie Doug Martsch? Ich weiß es nicht.

Was ich weiß ist, daß „Perfect from now on“ eine klasse Rockplatte ist. Ein Album, das zwar meiner Meinung nach die extrem frenetischen Kritiken der einschlägigen Magazine nicht verdient, das aber dennoch neue Wege im zeitgenössischen Rock andeuten kann. Weg vom coolen, cleveren Soundbastard, der alles untermischt, was im Nicht-Rock-Bereich angesagt ist, hin zum erzählenden Song mit Popcharakter, der den Instrumenten und den spielenden Musikern wieder mehr Raum einräumt. Klingt zugegebenermaßen scheußlich, ist aber wahr.

Trotz dieser Beschreibung ist die dritte Platte von Built To Spill kein Album, das den Verfechtern traditionellen, „handgemachten“ Rocks in die Hände spielt. Dafür ist es einfach zu wenig langweilig, zu sehr um Fortschritt bemüht, geprägt von der Idee, wie die Kombination aus Singer/Songwriter und einer E-Gitarre in den neunziger Jahren am Leben gehalten werden kann. Lange Instrumentalparts und mehrere Gitarrenspuren kennzeichnen die acht Stücke auf „Perfect from now on“, die im Schnitt über 6 Minuten lang sind. Hart an der Grenze zum Art-Rock-Territorium gelingt es Doug Martsch, eine Atmosphäre von gebremster Spannung und leiser Eindringlichkeit herzustellen, die deine Sinne für die Sounds dieses Albums öffnet. Ein sanfter Blick in ein Paralleluniversum.

Built To Spill: Perfect from now on
(City Slang)

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