Die Single-Connection II

Im Zeitalter der digitalen Tonerzeugung und Tonverarbeitung hat die CD das Vinyl massenmäßig längst verdrängt. Ein Relikt der vergangenen Zeit ist demzufolge auch die Single (Übers.: kl. Schallplatte). Trotzdem hat sich der Begriff aus der Vinylzeit auch in das CD-Zeitalter gerettet. War die Vinyl-Single ganz klar eine Scheibe mit zwei Liedern und auf 45 abzuspielen, so werden unter dem Begriff CD-Single ganz unterschiedliche Formate und Produkte zusammengefaßt. Gemeinsam ist ihnen die Größe, die der eines CD-Albums entspricht, dies aber auch nur, weil sich die 3-Inch-Mini-Single auf CD nicht durgesetzt hat. Die Singles von Rockers Hi-Fi, Blur, Fun Lovin´Criminals, Dinosaur Jr. und den Radar Bros. zeigen wie bunt die Single-Welt sein kann.

Rockers Hi-Fi Meets Kruder & Dorfmeister: Going Under - Cover

Rockers Hi-Fi legen mit „Rockers Hi-Fi Meets Kruder & Dorfmeister“ (WEA Records) eine 3-Stück-Remix-CD des Titels „Going Under“ vor, der sich auf dem immer noch aktuellen (und natürlich immer noch phantastischen) „Mish Mash“ Album befindet. Genannt wird das Ganze dann „The Kruder & Dorfmeister Sessions EP“. Eigentlich unüblich, befindet sich der Orginaltrack doch nicht auf der Single. Kruder & Dorfmeister sind ein Wiener Produzentenduo, die sich dem musikalischen Drum´n Bass verschrieben haben. Ihre Qualität beweisen sie hier in der Verfeinerung des Bestehenden, sie machen den dopen Sound der Rocker noch doper. Die Übergänge von Track 1 auf Track und zu Track 3 sind nicht zu vernehmen, alles fließt und alles ist in düsterer Harmonie. „Going Under : I´m so wrong, but I want it“. (Laufzeit 20:14)

Song 2 - Wikipedia

Blur unterstützen mit ihrer Single „Song 2“ (EMI) das aktuelle Album „Blur“. Desweiteren sind noch drei weitere Songs auf dieser (dann nennt man es wohl eher) Maxi. Britpop wollen die Engländer jetzt nicht mehr machen, ob aus kreativen oder kommerziellen Gründen sei einmal dahin gestellt. Vom Sound her haben sie dieses Ziel sicher erreicht, klingt die Scheibe doch schmutziger und erdiger, als dies poppende Briten gemeinhin so zu tun pflegen. Die Gesamtarrangements kann man fast schon psychedelisch nennen, was der Scheibe guttut, bleibt Blur doch damit kratzbürstig und dauerhafter interressant. Alte Hasen sagen dann : „Warte mal ab, die Scheibe kommt“. (Laufzeit 15:22)

FUN LOVIN' CRIMINALS-King of New York(Nude women cover): Amazon.de: CDs &  Vinyl

Die Fun Lovin´Criminals tun es formell den Rockers Hi-Fi gleich, indem sie ihrem (ebenfalls nicht ganz neuen) Album „Come Find Yourself“ (EMI) eine Single des darauf befindlichen Titels „King of New York“ nachschieben. „King of New York“ gibt es in drei Remixen und der Album-Version. „King of New York“ ist leider schon auf dem Album nicht so toll und wird auch durch die Remixe nicht wesentlich besser. Zusätzlich ist noch die Schmoove-Version des 96er Sommerhits „Scooby Snacks“ drauf. Daß diese Nummer mit Quentin Tarantino geschrieben sein soll und auch so klingt, kann man glauben oder nicht, trotzdem ist es die beste Nummer der Single und ein Kaufargument („everything is cool and everything is smooth“). Clever gemacht ist die Sache schon, sieht man auf dem Cover doch 14 nackte Frauen (das zieht immer), allerdings keine Intimhaare, keine Brustwarzen und auch nur einen halben Hintern. (Laufzeit 22:16)

Dinodaur jr - Take a run at the sund SCD-Cover

Den Sommerhit von 1996 könnten erstaunlicherweise Dinosaur Jr. mit ihrem Song „Take a Run at the Sun“ (Warner Music) ablösen und den Sommer 1997 schöner machen. Spätestens seit dem 91er Album „Green Mind“ wird dem Bandleader J. Masics kommerzieller Ausverkauf und Verlust jugendlicher Energie vorgeworfen. Daß der gute J. ein egozentrisches Arschloch sein soll, mit dem keiner kann, ist auch bekannt. Mit dieser Maxi (insgesamt 3 unabhängige Stücke) macht er allerdings einem lässigen Jump-Shot von der 3-Punkte Linie, der die Leute wieder versöhnen könnte. „Take a Run at the Sun“ startet mit einer Beach-Boy-artigen Harmonie, gleitet dann in das bekannte J. Masics Gejammer über, um dann wieder zur Sonne zu rennen. Auch die zweite Nummer ist süßlich, hier mit Slide-Gitarre unterstützt. Der dritte Song hat Maultrommel, Banjo und Pippi Langstrumpf an der psychodelischen Säge. Hier kann mal wieder einer über sich selbst lachen, daß ist doch schon mal was. (Laufzeit 7:49)

Radar Bros. – Radio Edits E.P. (1996, CD)

Die Radar Bros. veröffentlichen mit „Radio Edits E.P.“ (Restless Records), wie der Titel schon sagt eine E.P. (zu deutsch : für Platte zu kurz für Single zu lang) mit fünf unabhängigen Titeln. Musikalisch ist das eher für die ganz heißen Sommertage gedacht, also an Tagen, wenn einem der Schweiß auf der Haut steht, auch wenn man nur regungslos im Bett liegt. Als Referenzpunkte werden von der Plattenfirma zwar Syd Barrett mit Pink Floyd an verregneten Londontagen genannt, mir scheint der Vergleich mit den dem heißen Süden und dem Slo-Mo-Country-Folk von Souled American passender. (Laufzeit 16:33)

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