Gute Gitarrenarbeit ist im Zeitalter der digitalen Vertonung von Emotionen zu einem Suchen nach Nuggets in schlammigen Wasser geworden. Wie einst die alten Goldschürfer durchwühlt man seinen Claim, wobei die Hoffnung auf neue Funde täglich schwindet. Findet man denn doch einen solch funkelnden Klumpen, so ist die Freude um so größer. Aber genug mit dem Fabulieren, mit „Pup Tent“ von Luna ist endlich mal wieder eine Bandplatte herausgekommen, die solche Freude aufkommen läßt.
Historisch sei erwähnt, daß es sich bei „Pup Tent“ um die vierte LP von Luna handelt und Galaxie 500 als Vorgängerband bezeichnet werden darf. Die Kritiker umschwärmen sie (zurecht!) und vergleichen sie spätestens seit ihrem Supportjob für Velvet Underground (1993) mit ebendiesen (nicht ganz zu unrecht). Formelle Parallelen mag man hier ziehen (rhythmusorientierte Gitarrenarbeit, leicht monotones Schlagzeug, leicht leiernder Gesang) mir drängt sich aber ein Adjektiv auf, daß ich zuvorderst nicht mit VU in Verbindung bringen würde: Geschmackvoll.
Die 10 Songs auf „Pup Tent“ sind durchweg eben „geschmackvoll“ arrangiert und lassen erkennen, daß das Quartett in den kleinen Fingern mehr Stil hat als andere Musiker im gesamten Großhirn. Liedarrangements, filigran wie belgische Klöppelarbeit, bilden einen Teppich indem die Einzelinstrumente wie eine Einheit eingewoben sind und Sounds (Wah Wah Gitarre, Keyboards, Xylophon etc.) Farbtupfer darstellen.
Zu erwähnen ist desweiteren der offene, differenzierte Sound der Platte, der sowohl Teil der Aufnahmetechnik ist, aber auch schon im Arrangement der Lieder begründet liegt und die Platte auch auf schlechten Anlagen groß und räumlich klingen läßt. Eine Platte, die nicht interpretiert, sondern gehört werden will. Ein Klassiker ohne Zeit und Raum.