Live: Die Popette Betancor

Passau, Scharfrichter. 11/1997.

Chanson mit Augenkullern

Ach, Sie wissen nicht, was eine Popette ist? Macht nichts. Die Gattung ist jung, und es gibt eigentlich nur eine würdige Vertreterin: Die Popette Betancor, eine gewagte Mischung aus POPsängerin und ChansonETTE. Susanne Betancor heißt sie in Wirklichkeit, lebt in Berlin, und singt mit zunehmendem Erfolg ihre Lieder und Chansons.

Nächstes Jahr wird ihr der Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson/Lied im Mainzer Unterhaus verliehen. Von ihrem Können überzeugte sich am Mittwoch abend das Publikum im Scharfrichterhaus Passau. Betancor hat, ähnlich wie zum Beispiel auch Sven Regener von „Element of Crime“, die Poesie der Großstadt für sich entdeckt. Charmant und witzig erzählt der augenkullernde Wirbelwind von seinen Ausflügen, Begegnungen im Park, im Zug (mit der „Tick- Tack-Omma“), denn: „Privates ist ja heute modern“. Die Sängerin überzeugt nicht nur mit ihrem Charme und ihrer Stimme, sie kann auch hervorragend Klavier spielen, greift gelegentlich sogar zur Trompete und zur Mini-Wandergitarre.

Fragt sich nur, was die Popette gegen Tauben hat. Diese Tiere seien nämlich doof, würden täglich aus mangelndem Zeitgefühl wie der Osterhase ihre Eier verstecken und viele skurile Dinge tun. Logisch, daß sie als nächsten Sommerhit „Wir geh’n Taubengrillen im Park“ vorschlägt. In Anlehnung an Georg Kreislers „Wir gehn Tauben vergiften im Park“ dichtet die Betancor: „Wir gehn Taubengrillen im Park, ich mag so gern wie das riecht, und wenn die Taube danach nicht mehr fliegt . . .“

Betancor bekam viel Applaus, das Publikum erklatschte sich zwei Zugaben, inklusive einem Hip Hop nach dem Motto „Ißt du hip, dann gehst du hop“. Privat ist eben modern.

Fotos: © Martin Schrüfer

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