Der Mönchstaat Tibet ist seit 1949 von China besetzt. Sein Oberhaupt, der Dalai Lama, lebt im indischen Exil und versucht von dort aus die Geschicke in seiner Heimat zu lenken. Stichworte sind gewaltloser Widerstand und Religiöse Transzendenz. Sympathie für seine politischen Anliegen waren dem Dalai Lama auf seinen Reisen in den Westen zwar entgegengebracht worden, wirkliche Unterstützung blieb aber mit Rücksicht auf Peking immer aus. So gelang es der Exilregierung bisher nicht, auch nur einen Staat zu ihrer diplomatischen Anerkennung zu bewegen. 1989 bekam der Dalai Lama wenigstens den Friedensnobelpreis verliehen, dem in den nächsten Jahren weitere internationale Auszeichnungen folgten.
Immer wieder aber fürchtete das westliche Ausland Schwierigkeiten mit China. Dies sah in dem Verfechter der Autonomie Tibets eine Marionette antichinesischer Kräfte im Ausland. So wurde der Dalai Lama immer wieder ausgeladen, verschoben oder nicht offiziell empfangen. Wie 1995 in den USA, wo er von Vizepräsident Gore, nicht Clinton selbst empfangen wurde. Damit verringerte der US-Präsident geschickt die diplomatische Aufmerksamkeit für das Oberhaupt der Tibeter. Auf einen Vorstoß der Bundesregierung im Juni 1996 hin, der China dazu aufforderte, Menschenrechtsverletzungen gegen Tibeter zu beenden, wurde Außenminister Kinkels Chinabesuch von der chinesischen Regierung wieder abgeblasen.
1994 wurde in San Fancisco u. a. von Adam Yauch von den Beatie Boys der „Milarepa Fund“ ins Leben gerufen. Die Organisation widmet sich der Förderung universellen Mitgefühls und der Gewaltlosigkeit speziell mit Blick auf Tibet. „Das erklärte Ziel ist es, die anhaltenden Verletzungen der Menschenrechte zu stoppen. Der einzige Weg ist, mehr Menschen klar zu machen, was dort geschieht. So kann man auf die Wirtschaft und unsere Regierung Druck ausüben, damit diese die Regierung in China davon überzeugt, den Tibetern ihre Freiheit zu gewähren“, so Yauch. Ein hehres Ziel und nicht neu in der Geschichte. Der Name der Organisation ist Programm. Jetsun Milarepa war ein tibetanischer Heiliger aus dem 11.Jahrhundert, der seine Schüler durch Musik heilte und erleuchtete. So kommt es auch, daß die aufwendigsten Events des Milarepa Funds Rockkonzerte sind.
Das Tripel-Album „Tibetan Freedom Concert“ dokumentiert die beiden Rockfestivals, die am 15. und 16. Juni 1996 im Golden Gate Park in San Francisco und am 7. und 8. Juni 1997 auf Randalls Island in New York stattfanden.
Auf den Festivals wurden nur solche Händler und Produkte zugelassen, die nicht mit der USA-China-Wirtschaftsschiene in Verbindung standen. Die Live-Aufnahmen der Benefiz-Konzerte erhalten eine besondere Würze durch Gebete buddhistischer Mönche, die die Festivaltage eröffneten und beschlossen und Darbietungen tibetanischer Künstler. Also keine solche Sachen wie Buddamönche in Werbungen von IBM, McDonalds und Flightlines und kein Brad Pitt in Tibet. Dafür aber gute und ehrliche Musik für einen guten Zweck. Hier ein Blick aufs Line-Up: Smashing Punpkins, U2, Michael Stipe, Porno for Pyros, Beck, Alanis Morissette, A Tribe Called Quest, Noel Gallagher, Eddie Vedder, die Fugees, Björk, Patti Smith, Sonic Youth, Rage Against the Machine, Beastie Boys, Radiohead, Foo Fighters, Taj Mahal, Blur, Pavement usw.
Das Booklet ist sehr ausführlich. Es enthält neben einem Eingangswort von Adam Yauch einen Brief vom Dalai Lama, Erläuterungen zu Tibets Situation, Adressen und Internetadressen von Menschenrechtsorganisationen, Literaturhinweise, ein ausführliches Tracklisting und eine freizumachende Free-Tibet-Postkarte, adressiert an Bill Clinton. Bilder von den Konzerten kann man sich im dazugehörigen CD-Rom-Track anschauen.
Sampler: Tibetan Freedom Concert (3 CDs) (Capitol Records)