Finsterer Morgen in einem dunklen Hotelzimmer: Ein Mann (Rufus Sewell) kommt zu sich und erinnert sich an gar nichts mehr. Schon gar nicht an die blutüberströmte Tote neben ihm. Als ihm endlich sein Name John Murdoch zu Bewußtsein kommt, muß er auch schon das Weite suchen, denn Inspektor Bumstead (William Hurt) klopft bereits an die Tür und will ihn als Serienmörder hinter Gitter bringen. Nur stückchenweise spielt ihm sein Gedächtnis während der Flucht Informationen über seine Frau Emma (Jennifer Connelly) und seine Jugend zu. Außerdem begegnet er dem zwielichtigen Psychiater Dr. Schreber (Kiefer Sutherland), der offensichtlich mehr über die mysteriösen Vorgänge weiß, aber kurzerhand immer wieder verschwindet. Im Untergrund macht sich zu gleicher Zeit ein Gruppe ominöser Glatzköpfe per Telekinese Gedanken darüber, wie sie Murdoch noch vor der Polizei schnappen. Sie sind nämlich der Grund für die sich täglich verändernde Realität, die John so dringend zu ordnen versucht – was ihm keinesfalls gelingen darf.
Die Schaffung einer beklemmenden Endzeitstimmung in düsteren Städten scheint die Spezialität des „The Crow“-Regisseurs Alex Proyas zu sein. Hat er schon in seinem amerikanischen Regie-Debüt vor drei Jahren ganze Arbeit geleistet, setzt er sein Werk in diesem Science Fiction-Thriller kompetent fort. Seine selbstentwickelte, kafkaeske Geschichte basiert auf Proyas‘ Kindheitsträumen, in denen er von Schattengestalten besucht wurde, die Dinge nach ihrem Belieben umarrangierten. Anstelle also das zigste Raumschiff in unendliche Weiten zu schicken, benutzt der Australier das Genre „Science Fiction“ dafür, die Idee von einer sich ständig wandelnden Wirklichkeit auf Celluloid umzusetzen, was ihm optisch auch sehr gut gelingt.
Auf der Ebene der Storyentwicklung allerdings läßt Proyas Schwachstellen erkennen. Den Darstellern wird kaum eine Möglichkeit gegeben, ihren Rollen Tiefe zu verleihen, was in platten Dialogen und vorhersehbaren Handlungen endet. Daran können leider auch so alte Hasen im Filmgeschäft wie Kiefer Sutherland als entrückter Seelenklempner und William Hurt als durchschnittlich intelligenter Cop nichts ändern. Trotzdem zählt Alex Proyas „Dark City“ zu den originelleren Beiträgen der diesjährigen Science Fiction-Offensive aus Hollywood.
Dark City
Regie: Alex Proyas
Darsteller: Kiefer Sutherland, William Hurt, Jennifer Connelly, Rufus Sewell