Marylin Manson: Mechanimal Animals

Eins will ich gleich klarstellen: Das Image des Herrn Manson, die alberne Kostümierung, sein idiotisches Verhalten auf der Bühne und sein Drang zur Selbstzerstörung gehen mir gehörig auf die Nüsse. Seit ein paar Wochen habe ich eigentlich die Nase gestrichen voll von dem Manson-Trubel. Ob es nun die einschlägigen Musikmagazine waren, oder die bekannten Musiksender, überall sein Gesicht und sein Gelaber. Das nervte! Tja, und dann kam dieses Album in meine Hütte geschneit.

Erst wollte ich es nicht hören und nun kann ich kaum noch davon lassen. Auf den ersten Blick fällt auf, daß „Mechanical Animals“ weitaus vielfältiger angelegt wurde als die beiden Vorgängeralben. Dies ist schon einmal ein fetter Pluspunkt. Außerdem hat sich Herr Manson dazu überwunden, von wüsten Schreiorgien abzusehen und statt dessen passend zu den klebrigen Melodien seine Stimmbänder etwas zu schonen und lieber richtig zu singen. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt, der dieses Album aufwertet. Zuletzt hätten wir den Song „The Speed Of Pain“, der als astreine Akkustikballade (mit klassischen Rockrhythmen und souligen female vocals im Background angereichert) die größte Überraschung darstellt. Mit „Fundamentally Loathsome“ findet sich gar eine zweite Ballade auf diesem Werk. Ich hätte viel erwartet, das jedoch nicht. Ich schiebe diese positiven Veränderungen einmal M. W. Gacy in die Schuhe, dessen Anteil am Songwriting im Vergleich zu „Antichrist Superstar“ gewachsen ist. Er ist in aller Regel für die Keyboards und die Samples zuständig und gerade diese wissen dieses Mal besonders zu gefallen. Im Gesamten klingt „Mechanical Animals“ weniger aggressiv, schwarz und nach Egotripping, dafür kompakt, schwungvoll, treibend und tanzbar.

Vielleicht hat Gacy auch in seinem Plattenschrank wieder ein paar Disco-Scheiben der Achtziger entdeckt und diese gleich digitalisiert: „Don’t Like The Drugs (But The Drugs Like Me)“ erinnert mich an Joan Jett und das Riff von „New Model No. 15“ an „My Sharona“ (bekannter ’79er Hit, im Original von Knack). Ansonsten kommen mir phasenweise musikalische Ähnlichkeiten zu David Bowie und Depeche Mode in den Sinn.

Marylin Manson: Mechanimal Animals
(Nothing/Universal)

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