Mulan

Nachdem sich der Walt Disney-Konzern für die letzten Veröffentlichungen wie „Aladin“ oder „Der Glöckner von Notre Dame“ bereits vage gen Osten orientiert hatte, wurden die Kreativen des US-Unternehmens auf der Suche nach neuem Futter diesmal in China fündig. Mulan heißt die Heldin, die dem Mythos nach um 200 n.Chr. in Männerverkleidung mit Geschick und Cleverness die Hunnen besiegte und die Disney-Zeichner zu einem ihrer besten Filme seit Jahren inspirierte.

Für den Krieg gegen die Hunnen werden in ganz China Männer eingezogen. Auch Mulans gebrechlicher Vater erhält den Befehl zum Marschieren. Das lebendige Mädchen, das seine Eltern just enttäuscht hat, weil es bei der Heiratsvermittlerin als unbrauchbar durchgefallen ist, greift sich in der Nacht des Vaters Rüstung, das Schreiben von der Armee, ruft die Ahnen um Schutz an und reitet davon. Die Vorfahren geben ihr denn auch den kleinen Drachen Mushu mit auf den Weg, der ihr mit Rat und Tat in der Männerwelt beistehen soll. Das ist auch gut so, denn unter ihren rüpelhaften Kameraden und Kommandant Li Shang hat die als Soldat vermummte Mulan nichts zu lachen, auch wenn die beiden im späteren Verlauf ihr Herz füreinander entdecken. Bald wird aus dem wilden Haufen ein Team, das eigenwillige Mädel wird zum besten Mann der Truppe und dann ruft der Krieg: Der finstere Hunnen-Anführer Shan Yu steht mit seiner Armee bereit zum Kampf.

Mit „Mulan“ ist Disney ein Meisterstückchen gelungen. Mit Elan werden komische, wie dramatische Elemente herausgearbeitet, kommt Spannung ebensowenig zu kurz wie Abenteuer, das Ganze abgerundet mit ein wenig Liebesgeflüster und einem Druck auf die Tränendrüse. Beeindruckend sind dazu die Zeichnungen, die im Detail genau sind und in „Großaufnahmen“ Landschaften und Kämpfe fast wie real fotografiert scheinen lassen. Ohne die Disney-übliche Überzeichnung der Charaktere geht es auch diesmal nicht vonstatten: ein perfekt gebauter und artiger Kommandeur Li Shang, der breitschultrige, diabolische Hunne Shan Yu, eine munter krakelende Großmama und natürlich die großäugige Mulan mit Kirschmund, die nach all den Strapazen der Schlacht lieber an den heimischen Herd zurückkehrt, anstatt die offerierte Stellung beim Kaiser anzunehmen. Trotzdem halten sich die sonst so gern eingeflochtenen moralischen Fingerzeige in Grenzen – wohl auch, weil die Disney Company die Öffnung des chinesischen Marktes anpeilt und das östliche Zielpublikum nicht mit der vollen Breitseite an westlichen Werten verschrecken will. Für europäische Verhältnisse ist dieses asiatische Zeichentrickmärchen jedenfalls leichter verdaulich als vorangegangene Produktionen und ein unterhaltsamer Einstieg in die Kino-Weihnachtssaison.

Mulan
Regie: Barry Cook, Tony Bancroft

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