Jim O´Rourke: Eureka

Hoppala, nicht gerade eine Platte, die ich in einem Magazin wie d!zko 2000, welches hauptsächlich Techno, Disco und Hip-Hop featured, erwartet hätte vorzufinden. Die technischen Elemente dienen dem Ex-Gastr Del Sol-Mitglied lediglich als Untermahlung seiner American-Songwriter Tradition. Daß er damit umgehen kann, hat er schon früher als Produzent von Stereolab bewiesen. Spartanisch und mit viel Akustikgitarren-Gezupfe wirken diese Stücke wie aus einer anderen Zeit. Gute Songs bleiben halt immer aktuell.

Textlich ist Jim O’Rourke nicht selten politisch, aber mehr in einer privaten Art und Weise, als Traktate über die globale politische Situation abzulassen. Der Opener gibt mit der Textzeile „Women of the world/ take over/ because if you don’t/ the world will come to an end/ it won’t take long“ die Direktive an. Jetzt kann man gemein sein und dieses Statement mit „Kinder an die Macht“ von Herbie Grönemeyer assozieren. Stimmt! Der Unterschied liegt im Gekeife des Deutschen und der wunderschön klaren Stimme O´Rourkes. Protestsongs sind in dieser ernsten und dennoch verklärten Art und Weise vorgebracht, eindringlicher als manche Schreierei einer Punkschraddel-Band, bei der man die Lyrics vor lauter Gegrunze und Verzerrung eh nicht mehr verstehen kann.

Es wäre jedoch kurzsichtig, O´Rourke als lahmen Zupfhansel zu verunglimpfen. Seine musikalischen Einflüsse liegen wohl eher bei der Pet-Sounds-Phase von Brian Wilson und den Beach Boys. Aktuelle Bands wie die High Lamas fallen mir in diesem Kontext ein. Frauenchöre schwappen zuckersüß über Saxophone, Steeldrums und Bossa-Rhythmik. Der Eindruck ist ein bisserl spinnert, und das ist gut so! Ohne diese Schrägheit wäre diese Platte „just another American Folk Thing“. Schön, vor allem weil gerade auf Sommerzeit umgestellt wurde.

Jim O´Rourke: Eureka
(Drag City/Domino/RTD)

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