Hoppala- wer hätte das gedacht?! Eine Drum’n’Bass Platte, die völlig unvorbereitet meine direkte Begeisterung findet, hatte ich dieses Genre schon für nicht mehr ausbaufähig und festgefahren gehalten. Dort wo Ronnie Size mit Reprazent die Meßlatte 1997 mit ihrem grandiosen „New Forms“-Album stehen ließen, ergreifen London Elektricity den Stab und rennen weiter. Der Schwung kommt von der Live-Instrumentierung, die gekonnt mit den für Jungle üblichen Patterns aufs Vorzüglichste kickt.
Ertönt der Opener „Song in the Key of Knife“, wird man beim Zähneputzen automatisch schneller. Nach der Dusche rennt man völlig aufgeregt in der Küche rum, um sich im Takt das Brot zu schmieren. Gesang, auch in gesprochener Variante, puscht den intelligent gesetzten Beat zu einer Euphorie, die im Hausgebrauch faßt unpassend wirkt. Bei meinem nächsten Club-Abend möchte ich zu dieser Musik schwitzen.
Das Duo Tony Colman und Chris Cross (nur keine Querverbindung zu den beiden Pickeldrückern, die anno Dazumal einen One-Off Hit mit „Jump Around“ hatten) waren mir bisher unbekannt. Laut Info sind sie in der Londoner Szene zu Hause und hingen mit den Stars Grooverider, Doc Scott, Goldie und Fabio ab. Diese Referenz alleine macht noch kein gelungenes Drum’n’Bass-Album aus, doch die Jungs machen ihr eigenes Ding sehr gut. Mit reichlich Unterstützung ist der Höhepunkt von „Pull The Plug“, wenn Lianne Caroll mit ihrem souligen Gesang die Erotik fließen läßt- Momente, wie sie Four Hero zum Beispiel hervorzaubern können. Ich muß nun aufhören zu schreiben, da ich gleich mal durchs Zimmer tanzen muß.
London Elektricity: Pull The Plug
(Hospital/Rough Trade)