In Extremo: Verehrt und angespien

Jeder kennt Kleinanzeigen wie „Rockband sucht dynamischen Drummer“. Wer als Musiker mit dem Begriff „Dynamik“ bisher nicht zurecht kam, sollte sich das neue Werk von In Extremo durch die Ohren pfeifen lassen. Drei dynamische Dudelsackspieler gepowert von einer dynamischen Rock-Band, gekrönt von einem frechen Sänger legen mit „Verehrt und angespien“ ein Album voller Kraft und Spielfreude vor. Ob wuchtige Riff-Bretter (In Extremo) oder Klänge der Spielleute (Herr Mannelig) – dieses Album kickt!

Zugegeben, die Melange aus Rock-Riffs und mittelalterlichen Texten, bzw. Klängen ist inzwischen nicht mehr wirklich neu, aber was Bands wie Subway To Sally oder eben In Extremo präsentieren, verdient immer noch das überstrapazierte Prädikat „innovativ“. Auf ihrem neuen Album haben sich die sieben Prenzlauer verstärkt der hochdeutschen Sprache zugewandt; es gibt nur fünf Titel mit mittelalterlicher Dialektik. Außerdem wurde die Band (oder die Plattenfirma!?) vom immer mehr um sich greifenden „Cover-Wahn“ erfaßt. „This Corrosion“ (Sisters Of Mercy) wirkt mit Dudelsäcken im Refrain zwar etwas bizarr, kommt aber erstaunlich gut rüber. Im Ganzen gesehen wirkt das Stück aber auf dem Album ein bißchen wie ein Fremdkörper.

Ansonsten gibt es nix zu meckern. Wer Heavy-Mittelalter-Rock mag, wird mit „Verehrt und angespien“ voll bedient. Daß es auch andere Meinungen gibt, spiegelt sich im Albumtitel wider, der dem ersten Track, den Merseburger Zaubersprüchen, entnommen ist:

Hört von den sieben Vaganten
Die ihr Glück in der Hölle fanden
Behangen mit Fetzen und Schellen
Die so laut wie Hunde bellen
Ihr Lachen ist Sturm und Gewitter
Feiern und zechen bis kommt der tödliche Schnitter
Verehrt und angespien
Sind sie bekannt im ganzen Land
Von allen In Extremo genannt.

In Extremo: Verehrt und angespien
(Mecury Records)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert