Die Rockmusik kennt einige Anti-Helden. Musiker, die jahre- und jahrzehntelang ihre Musik machen, von einem kleinen Fankreis und den Kritikern hochgeschätzt – von der sogenannten breiten Masse aber beharrlich ignoriert. Einer dieser Anti-Helden ist Robyn Hitchcock, der jetzt seit über 20 Jahren Platten veröffentlicht. Ende der 70er zusammen mit den Softboys, danach auf eigene Rechnung, mal mit Band, mal ganz allein. Nach einigen Akustik-Alben griff Hitchcock für „Jewels For Sophia“ wieder auf die Hilfe einer richtigen Rockband zurück. Und das zahlt sich aus. Denn so lebt das Album nicht nur von spleenigen Texten und guten Melodien sondern auch vom Variantenreichtum der Arrangements. Ob ruhige Ballade oder treibendes Bluesrockstück, alles wird zusammengehalten durch einen Hauch von 60er Jahre Psychedelia. Gerade so stark dosiert, daß es nicht nach purer Nostalgie klingt.
Hitchcock gilt vielen ja als Exzentriker. Das liegt nicht nur an seiner schwer einzuordnenden Musik, sondern auch ganz wesentlich an Texten, die zwischen Melancholie, Obskurität und Witz pendeln. Ob er nun über Insekten oder das Leben auf dem Mond singt, oder wegen seiner kulinarischen Obsessionen einen „Cheese Alarm“ fordert (ein Nonsens-Text, der in der letzten Strophe noch einen Nachschlag Gesellschaftskritik erhält: „Half the world starving and half the world bloats / Half the world sits on the other and gloats“).
Jonathan Demme, der Regisseur, der bereits für seinen Talking Heads-Film „Stop Making Sense“ viel Lob einheimste hat gerade einen Konzertfilm mit Robyn Hitchcock fertiggestellt. Titel: „Storefront Hitchcock“. Doch trotz der neuen CD „Jewels For Sophia“ und des Films stehen die Chancen gut, daß Robyn Hitchcock auch weiterhin ein gutgehütetetes Geheimnis bleiben wird.
Robyn Hitchcock: Jewels For Sophia
(WEA 9362 47433 2)