Na Leute, könnt ihr euch auch noch an Zeiten erinnern, in denen sich „Jugend“ und „CDU“ noch weitestgehend ausgeschlossen haben? Sowohl begrifflich, als auch inhaltlich.
Das war ungefähr zu der Zeit, als uns Rocko Schamoni, damals noch mit dem Beinamen „King“ ausgestattet, mit seinem Beinahe-Radiohit „Ich will Liebe“ den Sommer versüßte. Ja, Goldene Zeiten.
Damals war auch noch einiges in Ordnung. „Jugend“ war noch relativ weit entfernt von „CDU“, die Grünen hatten auch noch was zu sagen, inhaltlich, wie begrifflich, und, ach ja, Deutschland war auch wieder ein Ganzes. Man konnte es sich leisten einfach nur Liebe zu wollen.
Klar, Liebe brauchen und wollen wir natürlich Heute noch. Rocko auch. Allerdings nimmt er heute lieber die Rolle des Beobachters ein, der über allem steht. Die des Mondes nämlich. „Hallo Freunde, ich bin der Beobachter, ich stehe lautlos hier ganz oben und bin einfach da…, …ich hoffe, ihr denkt nicht, mir sei das alles ganz egal, es ist nur so, daß ich mir nichts mehr mache aus der Wahl…“ (Der Mond). Und doch gibt er uns schon im nächsten Stück, zu den Klängen von Wax‘ „Key to your heart“, den Rat, gegen den Staat zu sein. Wer den Song noch kennt, weiß, dass man die Message kaum mit mehr Funk, mehr Soul und mit mehr Pop verpacken kann. Na, klingt das nicht verführerisch? Ich meine, ja! Was irgendwie auch daran liegt, dass Popkünstler in den Zeiten der Neunziger-Spass-Diktat-Dekade, den Bezug zu politischen Inhalten beinahe gänzlich verloren zu haben scheinen.
Dass sowohl Spaß, als auch politische Werte gut zusammen in einen Popsong passen, beweist Schamoni ganz locker aus der Hüfte, mit Songs, wie „Am Gartentor wartet die Zukunft“, oder auch „Loveschool Hamburg“. Im ersten Fall wartet am Stadtrand bereits das Ende und im zweiten Fall, bedeutet „Loveschool“, dass man seinen Hauseigentümer aus seinem Haus hinaus schmust. „Liebe als, quasi Waffe“!
Mir tut es gut, dass mal wieder jemand, die Grenzen privater Freiheit, die sich im Recht auf Konsum erschöpft spielerisch aufzeigt. Und noch schöner ist, dass überhaupt noch jemand in der Lage ist, solche Themen völlig unpeinlich und „wörtlich“ in einen Popsong zu packen. Der letzte, an den ich mich erinnern kann, der das drauf hatte, war Paul Weller und sein Style Council. Und als musikalisches Referenz-Modell für Rocko Schamonis „Showtime“ taugt der auch allemal.
Join the Loveschool!
Rocko Schamoni & Jogging Mystique: Showtime
(Trikont/Indigo)
(rk)
27.9.1999