Heute mach ich mir mal ein paar Gedanken zu Max Schautzer. Und zu seiner Redaktion. Nachtgedanken sozusagen, zwangsläufig. Es ist schon ein Phänomen. Da macht ausgerechnet ein Mann im Unterhaltungs-Genre Karriere, dessen „Zimmer frei“-Sendung nie regulär gesendet wurde, weil sie einfach totlangweilig war. Erst vor ein paar Monaten wurde sie im Rahmen der langen „Zimmer frei“-Nacht des WDR verbraten, zusammen mit einigen anderen ungesendet im Archiv vor sich hinschimmelnden Folgen. Mit Gästen wie Waldemar Hartmann, Heinz Schenk und Christoph Schlingensief. Und Dirk Bach, der erfolgreich vorführte, warum er im Comedy-Metier genausowenig verloren hat wie Max Schautzer, und was sich unter dem albernen Lukas-Kostüm tatsächlich befindet: ein arroganter, misanthroper Giftzwerg.
Sei´s drum, hier geht´s um Max Schautzer. Und um die kürzlich gesendete Extra-Ausgabe von „Pleiten, Pech und Pannen“. Die erste im neuen Jahr, wo aus dem Homevideo-Schwachsinn des vergangenen Jahres ein Gewinner gekürt werden sollte. Als „Bonbon“ gab´s Grußbotschaften von PPP-Ablegern aus aller Welt. Moderatoren aus Dänemark, den USA und so weiter schwafelten süßliches Blech in den Teleprompter und gaben ein paar Szenen zur Vorführung frei, die ihnen für ihre eigene Sendung zu doof waren.
Toll zu sehen, dass auch Russland seine eigene „Pleiten, Pech und Pannen“-Sendung hat. Das Volk hat eh nichts zu lachen, warum also zum Ausgleich ein witziges Fernsehprogramm?! Nein, das ist schon konsequent so. Die russischen Pleiten sind übrigens die gleichen wie die deutschen. Nur dass im Hintergrund eben kein Haus verputzt ist, keine Straße asphaltiert und überall Schnee liegt. Und statt mit dem Mofa verunglücken die Menschen mit kleinen Handkarren. Echt lustig, das! Und irgendwie auch beruhigend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Großteil der russischen Bevölkerung überhaupt einen Fernseher hat, aber genügend Videokameras und Camcorder scheint es immerhin noch zu geben. Oder sollte es tatsächlich so sein, wie der Chefredakteur vermutet, dass nämlich wahllos Pannenszenen vor einer Bluebox mit unterschiedlichem Lokalkolorit gesendet werden? Also bei Dänemark mit viel Wald und Seen und bei den Amis mit klinisch reinen Vorgärten? Might be.
Ja, das war also schon so richtig zum Totlachen, aber es kam noch besser. Stargast in jener „Pleiten, Pech und Pannen“-Sendung war Sabine Christiansen. Und auch von ihr hatte man eifrig Pannen-Material zusammengeklaubt. Versprecher, Schaltungen, die nicht klappten und Beiträge, die irgendwie nicht abgefahren wurden. All das, was so bei Live-Nachrichten passieren kann. Und um nicht wochenlang die Volontäre zum Bänder-Gucken abzustellen, hatte man sich schlau gefragt: Wann mag Sabine Christiansen so richtig viele und richtig lange Live-Sendungen moderiert haben, auf die sie sich aufgrund der Plötzlichkeit der Ereignisse nicht mal in Ruhe vorbereiten konnte? Richtig: zur Zeit des Golfkriegs! Im Frühjahr 1991. Da gab´s nachts auf einmal eine Menge zu berichten, die Öffentlich-Rechtlichen entdeckten die Notwendigkeit eines Morgenmagazins – und die PPP-Macher brauchten nicht lange zu suchen. Ein Füllhorn an Pannen, noch dazu so witzige und alle mit diesen grün-gesprenkelten Nachtbildern im Hintergrund. Schließlich – was ist lustiger, als wenn beim Gespräch mit dem Nahost-Korrespondenten das Bild anfängt zu flackern, während es darum geht, ob die Israelis Angst vor Bombenangriffen haben müssen?! Hihi!!!
Bis jetzt war mir einfach nur das Lachen im Halse steckengeblieben, aber der PPP-Mensch aus der Schweiz sorgte dafür, dass mir das Blut noch so richtig in den Adern gefror. Den Namen kannte ich spontan nicht, aber das Gesicht, nämlich aus zahllosen „Aktenzeichen XY ungelöst“-Sendungen. „Wir schalten noch einmal in unser Aufnahmestudio in Zürich zu Peter Rapp. Wie sieht´s bei Euch aus mit Zuschauerreaktionen?“ „Wir sammeln noch und können daher noch nichts Konkretes vermelden. Statt dessen möchte ich noch einen Fall präsentieren, der sich vor drei Monaten in Grüezimüesli ereignet hat…“ Selten so gelacht, wie neulich. Danke, ARD.
Danke auch, Arte. Ihr sendet Samstags immer eine Stunde „Music Planet“. Aus der Filmfabrik von diesen zwei Österreichern, die früher mal Video-Clips für Queen und so gemacht haben. Und ganz dick mit Falco befreundet waren. Neulich ging´s um Garth Brooks. Der Gott des Mainstream-Countrys. Mehr Platten verkauft als Michael Jackson und Celine Dion zusammen. Ein Phänomen sozusagen, genau wie Max Schautzer. Phänomenal bekloppt auch die „Music Planet“-Doku zu Garth Brooks. Wo alle möglichen Leute unzensiert und unkorrigiert ihren Schwachsinn ablassen durften. Schwester Brooks etwa: „Mein Bruder war halt der erste, der Country und Rock verbunden hat„. Oder der Manager: „Garth kombiniert Country mit Rock und Pop. Ich wunder mich, warum vor ihm niemand auf diese Idee kam„. Da kriegt man als Gram Parsons-Fan doch ein bißchen die Krise. Vielleicht haben sich anderswo auch noch ein paar Eagles-Fans verschnupft geräuspert. Aber egal. Irgendwie ist es doch auch wieder lustig, wenn die Kommentatoren-Stimme betont, dass bei Brooks´ Live-Auftritten immer der Mensch und die Musik im Vordergrund stehen – während der Meister gerade zu sehen ist, wie er hoch über den Köpfen seiner Fans mit ausgebreiteten Armen an einem Seil quer durch die Halle schwebt…