Dank Amerikas vielleicht zukünftiger First Lady Tipper Gore, die jahrelang für eine Zensur in der Rockmusik kämpfte, um die Marktanteile der Countrymusik zu schützen – man kommt schließlich aus Tennessee – kommen manche Schallplatten heutzutage mit „Parental Advisory“ Aufklebern heraus. Aber manche brauchen eher eine Warnung, wie man sie aus der Apotheke kennt – nicht für den Konsum in Verbindung mit Autofahren oder dem Gebrauch von schweren Geräten geeignet.
Eine solche Platte ist die vierte, sehr anstrengende, aber auch lohnende Studioplatte von ex-Hüsker Dü Schlagzeuger Grant Hart. Okay, zwei davon trugen eigentlich den Bandnamen Nova Mob, und so ist „Good News for Modern Man“ erst seine zweite Soloplatte, und wie auf der ersten, „Intolerance“ (SST Records 1989), spielt Hart hier fast alles selbst. Ausser zwei oder drei Experimenten, die man erdulden muss, hat jedes Stück eine schöne Melodie, egal wie langsam oder leise gespielt. Hart überzeugt als Beach Boys in „Run Run Run to Centre Pompidou“ und flirtet mit Hüsker-kompatiblem Rock in „Think it Over Now“, aber sonst ist „Good News“ bittere Medizin, weil Hart Emotionen wechselt, wie andere in einen neuen Gang schalten, allerdings ohne die Kupplung zu benutzen.
In einem Moment ist er ekstatisch wegen seines „Letter from Anne Marie“, im nächsten findet man ihn alleine „In a Cold House,“ wo er gegen die Dämonen kämpft, die ihm seinen verdienten Erfolg geklaut haben. Ein Album, das man mit Stolz besitzen kann, aber vielleicht nicht so oft spielen sollte. Besonders nicht vor dem Autofahren.
Grant Hart: Good News for Modern Man
(World Service)