Systemhysterie: Mit deinem Gefühl für mich

Warum klingen so viele deutsche Bands wie hörbare Poesiealben? Warum kaschieren so viele deutschsprachige Sänger (?) ihre Unfähigkeit zu singen damit, dass sie es noch nicht mal versuchen? Tim Hespen von Systemhysterie nölt 12 Songs vor sich hin wie Einer, der auf der Abi-Party aus Versehen am Karaoke-Mikro gelandet ist. Seine Texte sind wirklich gut, aber nur, wenn man sie im Booklet nachliest.

Dann eröffnet sich eine kleine Welt mit vielen sehr gelungenen Bildern. In der musikalischen Umsetzung bleibt das meistens ein bisschen flach und ohne Schmiss. Manchmal sind Gitarre und Bass kaum zu hören, da unterlegt nur ein monotones Schlagzeug die Zeilen des Sängers. So langweilig ist noch nicht mal das Leben eines Finanzbeamten. „Frühling in Berlin“ ist eine wohltuende Ausnahme; die Klavierballade trifft mir dem melancholischen Text voll ins Herz. Auch „Gestern Nacht“ ist sehr charmant, aber die restlichen Tracks werden vor lauter Wichtigkeit erdrückt.

Ein bisschen weniger Text, ein bisschen mehr Musik und schon könnte ein Traum in Erfüllung gehen: „Ich will meine Stimme im Radio hören“ (aus „Die Wahrheit“).

Systemhysterie: Mit deinem Gefühl für mich
(Modular Music)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert