Szenen einer Ehe (3)

Die Hochzeitsfeier, die meine Frau Dany und ich am Abend dieses besonderen Tages Ende Juli 2000 feierten, war relativ schlicht – kein Alleinunterhalter, keine Bigband, dafür ein exquisites vom Verwandten- und Familienkreis zusammengestelltes Büffet, das passende Ambiente in einem Haus der Wanderfreunde Völklingen und ein Grillmaster mit großen Entertainerqualitäten. Das reichte, um ein gelungenes Fest auf die Beine zu stellen.

Schlicht war auch unsere Hochzeit vormittags auf dem Standesamt. Keine sauteuren Kleider, kein Champagner, keine Kristallgläser zum Anstoßen, kein Streichquartett und natürlich keine Gebete. Im Kreise der Christen wollten wir partout nicht ehelichen. Darin waren wir uns einig. Warum denn auch? Es macht keinen Sinn, zweimal für ein- und dieselbe Sache das Jawort auszusprechen. Unsinn. Man lässt sich schließlich ebenso wenig zweimal scheiden.

Und zweimal Geschenke absahnen hätten wir auch nicht können. Diesen Wahnsinn macht niemand der Gäste freiwillig mit. Die katholische Kirche hätte meine damalige Freundin eh nicht gewollt. Die (meine jetzige Frau) hatte schon vorher mit ihr (der Kirche) gebrochen und hat ihr für immer und ewig den eisernen Rücken zugewandt. Sie hätten das Gesicht meiner Großmutter sehen sollen, als die davon erfuhr. Um Gottes Willen! Erst ist die Freundin meines Cousins evangelisch und jetzt ist meine Frau konfessionslos. Schlimmer hätte es für Finchen nicht kommen können. Jedes Mal wenn wir bei ihr zu Besuch sind, geht die Diskussion über die Kirche von vorne los. Ich glaube, sie freut sich über solch schwachsinnige Aussagen, wie die, dass die katholische Kirche die einzig wahre ist. Aber einer alten Frau, die mit ganz anderen Werten und in einer anderen Zeit groß geworden ist, verzeiht man das schnell und gerne.

Mein Vater nahm das andererseits erstaunlich locker und gelassen hin. Er, der mich früher an jedem Sonn- und Feiertag – meist gegen meinen Willen – in die Kirche mitschleppte, verlor meines Wissens über Danys Kirchenaustritt kein Wort. Das ist mir bis heute ein Rätsel. Er meinte nur einmal, als ich nachhakte, ob er sich nicht daran störe, dass wir nicht in der Kirche heiraten, dass es mein Leben, meine Ehe und damit meine Entscheidung sei. Von Verärgerung keine Spur.

Meiner Mutter war zumindest das sowieso völlig egal. Ihr war es weitaus wichtiger, dass ich nicht in allzu arme Verhältnisse einheirate und meine Frau auf eigenen Beinen stehen kann. Ersteres trifft nur bedingt zu (Wer hat schon einen Goldesel im Keller stehen?), zweites jedoch umso mehr.

Vielleicht hätten wir – meiner Oma und unserem gemeinschaftlichen Finanzhaushalt zuliebe – doch in der Kirche heiraten sollen. Am liebsten drei, vier Monate nach dem Termin auf dem Standesamt. Vielleicht hätten bis dahin einige der geladenen Gäste vergessen gehabt, uns schon einmal beschenkt zu haben. Ja, wenn ich mir das richtig überlege, ist eine kirchliche Trauung in weiß und mit viel Brimborium und Tamtam doch zu etwas nütze.

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