Wie geht es einem, der sich über Mode wundert?
Es ist schon seltsam, welchen Wandlungen der Zeitgeist unterliegt. Aus Underground wird Mainstream, political correctness ist sowieso gesellschaftsfähig, heut noch rocken wir in der Garage, morgen rocken wir die Charts. Dass Metallica mainstreamig geworden ist, lässt mich kalt und geht soweit auch in Ordnung. Dass mittlerweile Roni Size/Reprazent auf MTV zu sehen ist, macht mich als „Fan“(?) doch nachdenklich.
Gut, Grooverider, Goldie oder die aus Düsseldorf stammenden Phoneheads hatten von ihren Alben auch schon Clips auf den Musiksendern laufen (wenn auch meistens nur nachts). Aber Goldie und the Rider produzieren definitiv andere Lieder, als ihr Style beim Auflegen vermuten lässt. Roni Size dagegen tritt mit einer Art Live-Act auf, MC inklusive. Sicherlich vermittelt das einen schönen Eindruck von einer Drum’N’Bass-Party, bedeutet aber auch: Drum’N’Bass wird kommerziell.
Genau wie skaten. D. h. alle fahren auf denselben Scheiss ab wie ich? Bzw. dass man mit grösster Sicherheit auf VIVA demnächst nur noch kiffende, Baggy-tragende (das sind jene Hosen mit Übergrösse), trampende Figuren bewundern kann, die für den Unsinn, den sie verzapfen, auf keinen Fall eine Auszeichnung verdient haben.
Um dem Einhalt zu gebieten, plädiere ich für eine radikale Kürzung von Sendezeit für sogenannte Trendsportarten, sowie die Indizierung von skateboard-verherrlichenden Spielen (wie Tony Hawks Pro Skater 2, Thrashers Skate & Destroy und diverse andere).
Doch ich befürchte, dass der Zug längst abgefahren ist und mit Volldampf ins nächste Jahrtausend rauscht. Welcher Trend wird folgen? Ist es überhaupt noch hip, Hip Hop zu machen? Hier war und ist ja auch eine gewisse, latente Kommerzialisierung auszumachen, gerade im Hinblick auf die heranwachsende Jugend.
Techno war ja schon mit der Love-Parade dem Ausverkauf geweiht. Gilt das auch für den Skateboard-World Cup, in dessem Umfeld eine Bravo-Fotolovestory entstand? Deshalb stellt sich die Frage, inwiefern grosse (Massen-)Veranstaltungen diesen Effekt des mainstreaming einer Sub-Kultur unterstützen. Als Beispiele nenne ich Rockkonzerte, Festivals aller Art, oder auch (auf sportlicher Ebene) contests wie den „Air & Style“ oder den oben angesprochenen „Mastership“, der des grossen Andrangs wegen schon vom beschaulichen Münster ins grossstädtische Dortmund umgezogen ist. Fördert das Wettbewerbsprinzip die Sub-Kulturen, oder lässt es sie auch untergehen?
Es stimmt wohl beides, und auch wenn die Hip Hop-Welle die deutschen Gestaden schon wieder verlässt, MCs rappen weiter, Sprayer malen, DJs fangen an zu produzieren, B-Girls und -Boys breaken und Skater rippen. Auch wenn es nicht mehr im Trend liegt. Aber das zählt ja eh nicht, oder?