Brave Captain: Go with yourself

Wer in den neunziger Jahren ein Freund guter Popmusik war, der erinnert sich bestimmt noch an die Boo Radleys. Zehn Jahre bereicherten sie vor allem die britischen Charts – größter Hit: „Wake up, Boo“. Vor zwei Jahren war dann Schluß mit lustig. Die Band löste sich auf, aber der schottische Vorsteher der Liverpooler macht weiter. Hinter dem Namen „Brave Captain“ verbirgt sich niemand anderes als Martin Carr.

Mit dem frischen Wind seiner Ex-Band ist es allerdings erstmal vorbei. Carr schiebt jetzt ´ne ruhige Kugel. „Go with yourself“ ist ein entspanntes, gemächlich dahinplätscherndes Album geworden. Allerdings mit einer akribisch ausgefeilten und genüsslich zelebrierten Entspanntheit. Carr ist wieder solo und kann machen, was er will: niemand redet ihm drein. Egal, ob er Orgeln und Zither, Bläser oder Streicher auffahren lässt oder im Hintergrund ein Tape rückwärts laufen lassen will. Musikalisch ist Brave Captain eine Kreuzung aus den Luxus-Arrangements der Tindersticks (und ihrem Temperament…) und dem LowFi-Charme eines Badly Drawn Boy. Musik, wie sie eben nur ein Brite hervorbringt: kühn und verschroben, durch und durch Independent, und voll des schönsten Singer-Songwriter-Pops. Der dünne, selbstvergessene Gesang komt arg nach John Lennon, die melodienseligen Hymnen aber gottseidank nach Brian Wilson. Und das Understatement, mit dem hier ungerührt die blumigsten Walls of Sound aufgefahren werden, ist original Brave Captain.

Brave Captain
Go with yourself (The Fingertip Saint Sessions Vol. II)
(Clearspot EFA 21964-2)

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