Köln Underground, 5.5.2001
Vor manchen Konzerten kriegt man ein Signal, dass alles- der Eintritt, die Hinfahrt, das Schwitzen- sich lohnen wird. Im Fall der Donnas war es die Set-Liste. Ich stand direkt vor der Bühne, dank der zahlreichen aggressiven Fotografen wie eine Sardine, als Gitarristin Donna R. kam, um ihre Set-Liste auf die Monitor-Box zu kleben. Mit Spannung habe ich meine Lieblings-Titel gesucht, aber wichtig waren nicht die Titel, sondern die Handschrift. Zuerst dachte ich, das ist doch Computer-Schrift. Die Zeilen waren aber viel zu krumm. In dem Moment hat das Image der Donnas sich als Realität erwiesen: sie sind wirklich Kaugummi-kauende Kinder-Frauen! Als Donna C. kurz danach ihr Schlagzeug aufbaute, lief „Addicted To Love“ von Robert Palmer über die Anlage und Donna C. hat mitgesungen und Kaugummi geknatscht! Aber ihr wollt das alles gar nicht hören, ihr wollt etwas über das Konzert lesen, gell?
Eigentlich war das Konzert zu dem Zeitpunkt schon ein Erfolg, dank der überraschenden Qualität der Sahara Hotnights, einem mir vorher unbekannten Frauen-Quartett aus Schweden. Spielerisch waren sie sicherlich eine Stufe kompakter und präziser als die Donnas, allerdings ohne deren unvergessliche Melodien. Ich hätte gerne ihre CD, um mehr über ihre Musik sagen zu können, aber nach dem Konzert war sie ruckzuck ausverkauft, so einen starken Eindruck haben sie auf das Publikum gemacht. Ob die Tatsache, dass die äußerst attraktive Schlagzeugerin und Sängerin hinter dem Merchandising-Stand Autogramme angeboten haben, da mitgewirkt hat, darüber kann ein sachlicher und objektiver Musik-Kritiker wie ich nur spekulieren.
Also zu den Donnas. Mein erster Gedanke, als sie zu spielen anfingen, waren die 80 DM Eintritt für AC/DC in Hockenheim, die ich mir jetzt sparen kann. Warum soll ich Angus Young als alten, hässlichen Mann anschauen, wenn ich Angus Young als junge, schöne Frau anschauen kann, und das 60 Reihen näher? Donna C. hat einen gleich guten Gitarren-Sound, spielt fast gleich gute Licks und hat weitaus bessere Moves! Auch Donna A. ist eine exzellente Show-Person, die mich irgendwie an niemand geringeres als Mick Jagger erinnerte. Dauernd auf der Stelle laufend, aber trotz aller Energie eine stabile Autoritätsfigur, auch als irgendein Vollidiot auf sie spuckte. Die Akkus waren am Ende ziemlich leer und ich fürchtete, dass „Living After Midnight“ einfach aufhören würde, so langsam wurde es. Aber ansonsten haben die Donnas das Kinder-Frauen-Image doch vehement dementiert und sich als eine völlige Profi-Band gezeigt.