Hannover, Kuppelsaal. 15.7.2001
mit Max Greger, Paul Kuhn und Hugo Strasser und der SWR Big Band
Max Greger zeigt auf den Saxophonisten der SWR Big Band, der gerade sein Solo beendet hat. „Stellen Sie sich vor, 23 Jahre ist er erst. Da sind ja meine Lackschuhe älter.“ Nicht die letzte coole Ansage des Bandleaders und Saxophonisten an diesem Abend im Kuppelsaal Hannover. Wer hätte das gedacht? Greger, 75 Jahre alt, ist ein Entertainer par excellence. Ein bayerischer Grantler mit urigem Charme, Anzug und blitzblanken Lackschuhen, in denen sich gelegentlich das vom goldglänzenden Saxophon reflektierte Licht widerspiegelt.
Old School-Abend in einem der schönsten Konzertsäle Deutschlands. In jeder Beziehung. Große alte Männer auf der Bühne spielen große Songs von großen alten Komponisten. George Gershwin, Duke Ellington, Count Basie, Cole Porter, Glenn Miller. Alles dabei. Und mit welcher Hingabe gespielt. Wer Greger und den 79jährigen Hugo Strasser nur als gezwungen lächelnde Dirigenten perfekt vor sich hin musizierender TV-Show- und Tanzsaalkapellen kannte, staunt Bauklötze. Die beiden lieben, was sie auf der Bühne tun. Und würzen ihre Show mit köstlichen Anekdoten und Witzen, die zwar eine gewisse Steifheit haben, wie sie auch Gentlemen der alten Schule eigen ist, aber trotzdem funktionieren: That’s entertainment.
Und dann Paul Kuhn. Wie oft ist sein Spezi und Saufkumpan Harald Juhnke wohl schon mit Frank Sinatra verglichen worden? Wen interessiert’s, denn wenn es einen in diesem Land gibt, der beim Vergleich nicht direkt vor Scham erröten müßte, dann ist es Paul Kuhn. (Oder Manfred Krug. Aber das ist eine andere Geschichte). Aber noch besser als am Mikro ist Paulchen als Mann am Klavier. Highlight des Abends: „Sophisticated Lady“. Kuhn am Klavier, Greger am Sax. Leicht und traurig perlen die Töne von der Bühne. Es ist die letzte Zugabe, und vielleicht 400 der 1.800 Zuschauer sind noch geblieben, obwohl das Saallicht schon eingeschaltet wurde. Doch die beiden deutschen Big-Band-Legenden kommen noch mal raus, und sie haben den Blues, sie atmen den Song. „Bleiben Sie gesund, wir wollen Sie noch mal wiedersehen“, sind Gregers Abschiedsworte ins Publikum. Kann man nur erwidern.