Einfach wunderschön. Pulp machen mit ihrem lebensbejahenden Neuling „We Love Life“ den Bombast-Briten Spiritualized mächtig Konkurrenz bei der Beantwortung der Frage, wer denn nun das komplexeste, ausuferndste Album der letzten Monate geschrieben hat. Ich bin baff, bin begeistert, bin wie elektrisiert und horche nun schon zum achten Mal hintereinander ganz gespannt dem, was der Un-Popstar Jarvis Cocker mit seinen Mannen vollbracht hat. Mogwai werden sich freuen, wenn sie diesem Album eine Chance geben. Freunde der Tindersticks könnten auch Gefallen daran finden („The Trees“). Nicht zu vergessen die von Arab Strap. Großbritannien verpackt in ein grandioses Werk.
Hatte ich doch bis dato Pulp nicht verstanden, missachtet und übergangen, muss ich umdenken. Anno 2001 bin ich bereit für diese Opulenz, diese Formvollendung des Schönen und Prächtigen. Musik für unter den Weihnachtsbaum und passend zur Weihnachtsgans („Bad Cover Version“). Wer oder was fällt mir noch ein? Talk Talk ganz sicherlich. David Bowie sowieso. Die Beta Band nicht zu vergessen, auch wenn die so viel später begann.
Produziert hat das Album – nachdem man sich mit dem zuerst bestellten Produzenten verworfen hatte – Scott Engel, besser bekannt als Scott Walker. Von 1964 bis einschließlich 1967 war Walker Mitglied der Walker Brothers, verließ die Band jedoch nach einer Auseinandersetzung mit John Maus und machte mit den als legendär zu bezeichnenden Soloalben „Scott“, „Scott2“, „Scott 3“ und „Scott 4“ Furore. Mitte der Siebziger reformierten sich die Walker Brothers, brachen jedoch 1978 wieder auseinander.
Dass ausgerechnet Scott Walker auf dem Produzentenstuhl Platz nahm, ist ein Glücksfall für ihn wie für die Band. Denn beide stehen seit Erscheinen von „We Love Life“ ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Freunde und Förderer des Pop.
Pulp: We Love Life (Islan/Universal)