Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“ mal anders: Verlegt in ferne Galaxien, wird aus einem Meeressturm schon mal ein Schwarzes Loch, einem einbeinigen Schiffskoch ein Cyborg und seinem geschulterten Papagei ein kleines glibbriges Etwas, das sich in alle möglichen Figuren verwandeln kann und – nebenbei gesagt – noch die schönste Idee des ansonsten wenig kindgerechten neuesten Disney-Trickabenteuers ist.
Aus Jack Hawkins wird hier kurzerhand ein rebellischer Anakin Skywalker, der mit atemberaubender Geschwindigkeit und sehr zum Ärger der Weltraumpolizei und seiner geängstigten Mutter durch die Galaxie surft. Wie sein Romanvorbild, findet auch er eine geheimnisumwitterte Schatzkarte und macht sich auf die Suche. Auf dem Schiff (es fliegt zwar durchs All gleicht aber dennoch eher der Hispanola denn der USS Enterprise) herrscht – die Emanzipation hält auch bei Disney Einzug – eine Frau als Käpt’n und die wahrlich eklig anmutende Mannschaft (Achtung Eltern, das ist nix für Kleinstkinder) könnte ohne weiteres eine „Ugliest Mutant Competition“ bestreiten. Kurzum, vom ersten Augenblick an ist klar, den jungen Abenteurer erwartet hier nichts Gutes. Und ehe sich Jack Hawkins versieht hat der Cyborg Long John Silver eine Meuterei angezettelt und setzt die Schatzsuche auf eigene Rechnung fort.
Dass bei Disney seit nunmehr fast 15 Jahren die Helden alle gleich aussehen mit ihren einfallslos am Computer entworfenen Grobgesichtern (man starte einmal den Versuch, in seiner Erinnerung Tarzan von Hercules und Pocahontas von Mulan zu unterscheiden) hat sich mittlerweile herumgesprochen, die einst so schöne aufwendige Zeichentricktechnik, die vor mehr als 60 Jahren noch feinste Grübchen ins Gesicht des siebten Zwerges zauberte, wird Massenszenen und Set-Designs mit Folienanimation und CGI geopfert, die wiederum zugegebener Maßen erstaunliche Effekte zutage fördern: Die Kamerafahrt auf den Weltraumhafen gehört mit zum besten, was Trickfilm derzeit zu bieten hat.
Der Schatzplanet USA 2002
Regie: Ron Musker
John Clement
Sprecher: Robert Stadlober u.a.