Gangs Of New York

Das große Missverständnis um Martin Scorsese beginnt mit der Feststellung, dass er der größte lebende amerikanische Regisseur sei. Niemand weiß das besser als er selbst: Als er jüngst den Golden Globe für die „Beste Regie“ in Empfang nahm, waren ihm die „standing ovations“ seiner Kollegen schon fast peinlich. Gefragt nach seinen diesjährigen Oscar-Chancen, meinte er lapidar „Wenn ich je einen verdient haben sollte, dann wohl in den 70ern!“ (da drehte er Filme wie „Taxi Driver“ und „Wie ein wilder Stier“). Seit nunmehr fast zehn Jahren stellt Scorsese Film für Film eindrucksvoll unter Beweis, dass mit ihm nicht mehr zu rechnen ist: ob nun das siechende Kostümdrama „Zeit der Unschuld“ (1993), die lieblos recherchierte Las-Vegas-Saga „Casino“, das nie wirklich zur Kenntnis genommene Lama-Drama „Kundun“, die ebenso kryptische wie belanglose Rettungssanitäter-Mär „Bringing Out The Dead“, alle machen sie klar, dass Scorsese schon lange filmisch nichts mehr riskiert, keine Geschichten mehr zu erzählen hat, die wirklich berühren, der künstlerische Offenbarungseid kurz bevorsteht.

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The Tuxedo – Gefahr im Anzug

„Kleider machen Leute“ – nie war dieser Satz so wahr wie in „Tuxedo – Gefahr im Anzug“, denn wenn Jackie Chan als tolpatschiger, liebeskranker Chauffeur in den Smoking seines Herrn schlüpft, mutiert er plötzlich zum Superman, der Frauen übers Parkett wirbelt, Kugeln ausweicht wie sonst nur Keanu Reeves in „Matrix“ und an Wänden hochklettert, als wäre Schwerkraft reine Glaubenssache.

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Ghost Ship

Es beginnt alles ganz romantisch, ein großer Luxus-Liner auf hoher See, in elegante Abendkleidung gehüllte Passagiere, die an Deck zu gepflegter Cocktail-Musik tanzen, schön gewschwungene rosa Eingangscredits, und dann reißt ein Seil, ein Stahlseil, durch seine Wucht fähig, die Körper von zig von Menschen entzwei zu trennen. Unglaubliche Szenen spielen sich ab: aus blendender Harmonie wird blutiger Horror: Leiber fallen entzwei, Köpfe liegen abgetrennt auf dem Schiffsboden, ein Mädchen, wie durch ein Wunder unversehrt, starrt angsterfüllt auf die gruselige Szenerie. Keine Frage, so schaurig lässt Hollywood nur selten Filme beginnen.

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8 Mile

Ein schüchterner weißer Junge namens Jimmy „Rabbit“ Smith steht im Klo eines Detroiter Clubs, Headphones über dem kapuzenbedeckten Kopf, sich auf seinen Auftritt bei einem Rap-Contest vorbereitetend. Der Hase probt den bösen Blick vor dem Spiegel, aus dem ihm nur ein nervöses, ängstliches Etwas anstarrt, das sich gleich übergeben wird. Auf dem Weg zur Bühne will man ihn gar nicht durchlassen, als er endlich dran ist, entweicht nichts als stumme Ohnmacht. Das durchweg schwarze Publikum buht ihn von der Bühne. Der Hase schleicht davon, zurück in sein kümmerliches Leben. Keine Frage, ein verstörender Filmbeginn für ein Bio-Pic über Marshall Mathers den Dritten – alias Eminem – , denn „8 Mile“ gibt vor, biographisch lose und atmosphärisch dicht die Anfangsjahre des heutigen Rap-Millionärs nachzuzeichnen: Das Bekenntnis eines Jungen, der beschloss als Bad Boy um jeden Preis Aufsehen zu erregen, um sich schließlich – 30 Millionen verkaufter CDs später – als Agent Provocateur gegen Frauen, Schwule und Politiker in den Wohn- und Kinderzimmern des weißen Mittelstandes einzunisten.

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Der Schatzplanet

Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“ mal anders: Verlegt in ferne Galaxien, wird aus einem Meeressturm schon mal ein Schwarzes Loch, einem einbeinigen Schiffskoch ein Cyborg und seinem geschulterten Papagei ein kleines glibbriges Etwas, das sich in alle möglichen Figuren verwandeln kann und – nebenbei gesagt – noch die schönste Idee des ansonsten wenig kindgerechten neuesten Disney-Trickabenteuers ist.

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