Jetzt mal alle Vorurteile bei Seite geräumt – Katatonia sind zwar eine ehemalige Grunzband, aber was die Schweden seit „Tonight’s Decision“ an emotionalem Düster-Rock abliefern, ist oberste Spitzenklasse. An dem überragend starken Vorgänger „Last Fair Deal Gone Down“ zieht das neue Album zwar nicht vorbei, aber zumindest gleichauf.
Akustischer Fixpunkt ist nach wie vor die zerbrechlich weiche Stimme von Jonas Renkse. Anstatt den düsteren Horst zu geben, breitet er mit seiner Genre-untypischen Stimme seine Gefühlswelt vor dem Hörer aus wie ein Pop-Up-Buch im Kinderzimmer. Und das bei größter musikalischer Vielfalt: Alle 13 Songs leben davon, dass Breaks oder Refrains nie an den Stellen kommen, wo man sie erwartet und selbst das laut/leise Wechselspiel folgt nicht den gängigen Normen. Das ruhigste Stück der Platte („Omerta“) ist dann auch ein lupenreiner Folk-Song im Katatonia-Gewand und das komplette Kontrastprogramm zum aggressiven Opener „Ghost Of The Sun“. „Viva Emptiness“ ist ohne Vorbehalte oder Schubladenbegrenzung ein großartiges Album.
Katatonia: Viva Emptiness (Peaceville/SPV)