Wie gesagt: Platten, die so richtig abschreckend wirken, sind oft die besten. Ännchen von Tharau ist nicht halb so albern wie das Dirndl-Mädchen mit den Phasenbildern auf dem Cover.
Gut, wer keine Volkslieder kennt, lernt sie mit dieser Platte auch nicht. Erstens werden immer nur Fragmente angespielt. Und zweitens sind die so kunstvoll ineinander verwoben, dass selbst Profis aufpassen müssen, dass sie keins verpassen. Zuzüglich der ganzen Arabesken und Ornamente, die draufgepappt werden, steigt man zum Teil nur noch schwer durch: was ist Volkslied, was Verzierung? Es sind allenfalls Reminiszenzen, die hier durch den Raum schweben.
Das allerdings mit lässigem Beat und viel Flow. Die Arrangements sind gerade zuckrig genug und so jazzig wie möglich, um Oma und Swing-Kenner gleichzeitig zu erfreuen. Einmal „Hab mein Wagen vollgeladen“, „Doktor Eisenbart“ und „Alle Vögel sind schon da“ gut durchgeschüttelt und mit Deko-Spießchen serviert…
Der Chor darf hier übrigens auch mal Fallerallali und Juchei singen. Ja, das ist super. Und James Last sieht auf dem Foto hintendrauf aus, als würde er in den Aufnahmepausen Trimm-Dich-Pfade einweihen. So soll es sein! Fehlt nur noch Wanderpräsident Carl Carstens. Aber der muss, glaub ich, erst noch Walter Scheel vom gelben Wagen stoßen…