Nein, das ist nicht Mike Krüger auf dem Cover. Das ist wirklich James Last. Gut, man hat ihn schon besser gekleidet gesehen, aber vermutlich ist Karneval.
Die Musik ist gut, fetzig, haut auf die Pauke. Aber liebe Leute – was ist denn mit dem Chor los? Sind ihm bei Strafe die Synkopen verboten? Da wünscht man sich ja Cindy und Bert herbei, die den Rosen aus Malaga wenigstens noch ein Fünkchen Leben einhauchen. Mein Gott, hab ich das grad wirklich geschrieben? Aber ja, genauso ist es.
Überhaupt, der Chor. Der singt hier in richtigen Sätzen. Und ist definitiv in den Vordergrund gemischt. Aber powermäßig ist das „Rolf und seine Freunde“-Niveau. Das muss die Blaupause der schrecklichen Hermes House Band gewesen sein. Hilfe.
Nee, ein Blumenpott ist damit nicht zu gewinnen. Und das geht auch schon sehr in die Richtung dieser Invasion der Cover-Compilations. Damals hieß das aber noch nicht Cover, sondern „nachgespielte Fassung“ oder so. Da sagt man immer, die 80er wären das Zeitalter der Cover-Versionen gewesen. Stimmt aber gar nicht. Wir alle hatten in den 70ern die Schränke voll mit Samplern, auf denen irgendwelche Studio-Combos die Charts nachgespielt haben. Möglichst naturgetreu kopiert, aber an winzigen Kleinigkeiten hat man´s dann doch immer gemerkt.
Kann man mir mal erklären, welchen Zweck diese Dinger hatten? Wer hat die gekauft? Die Oma, weil es schon gereicht hat, wenn „Schmidtchen Schleicher“ oder „Der große Zampano“ draufstand? Waren die irgendwie billiger? Partymusik für Schlechterverdienende? Ich kapier das nicht. Die haben auch schnell ziemlich geschmuddelt, die Kassettenhüllen von denen. Meistens waren da halbnackte Weiber vor quietschbuntem Hintergrund drauf. Oder Eintänzer, die auch nicht peinlicher aussahen als die Models auf meinen Rezeptkarten „Kinder feiern kleine Feste“.
Aber das hier ist ja wohl die Höchststrafe: der Refrain vom „Letzten Sirtaki“, müde und lustlos – und natürlich absolut synkopenfrei – runtergeleiert. Wenn das so weiter geht, wird das die erste James Last-Platte, die ich nicht zu Ende höre!
Von 1976 ist die Platte. Was mag da passiert sein, dass James Last so der Pep verlassen hat? Vielleicht Spätfolgen der Ölkrise. Oder übermäßigen Tritop-Genusses. Vielleicht hätte er dem Chor auch einfach nur die Löhne hochsetzen sollen. Oder ich sollte wieder umschalten auf 45. Ja, das könnte helfen, bevor mir hier vollends die Füße einschlafen.