Die Nacht hat es John Carpenter angetan – „Dark Star“ und „Anschlag bei Nacht“ heißen seine erste Filme, und in seinem jüngsten, „Ghosts Of Mars“, geht die Sonne für die Helden erst gar nicht auf. Und als er Franka Potente für eine „arte“-Dokumentation traf, schleppte er das Fräuleinwunder erst mal auf den nächsten Friedhof (wo er ihre altklugen Einwürfe stets mit einem höflichen „Oh, interesting“ quittierte).
1979 brachte der US-Regisseur eine finstere Utopie auf die Leinwand: „Escape From New York“, bei uns etwas unglücklich „Die Klapperschlange“ betitelt. Die USA von 1997 ist ein Polizeistaat, der Manhattan mit einer Mauer umgeben hat und hinter ihr Kriminelle und sonstige Unerwünschten deponiert. Das funktioniert solange gut, bis der US-Präsident dort abstürzt. Nur ein Mann kann ihn herausholen: Snake Plissken, ein nihilistischer Kriegsheld, der zum Lächeln in den tiefen Keller geht und so heiser flüstert wie Clint Eastwood in seiner Italowestern-Phase.
Der Klassiker-Status sollte dem Film eine schöne DVD-Umsetzung sichern, doch hierzulande nicht: Die deutsche Veröffentlichung kommt ohne Extras daher und beschneidet das breite Bildformat – Todsünde, gerade beim Cinemascope-Fan Carpenter. Die US-DVD ist dagegen ein Geschenk des Himmels: Brillantes Bild, auf der zweiten Disc eine Dokumentation, Einblicke in die Produktionsgeschichte, dazu ein Ausblick auf die kommende Snake Plissken-Comic-Serie und endlich die legendäre Bankraub-Szene, die gedreht, aber aus dem Film wieder herausgeschnitten wurde. Die Krönung ist der Audiokommentar von Carpenter und seinem Star Kurt Russell. Zwei alte Freunde in Bierlaune, beim detailfreudigen Erzählen, wie das damals so war, beim Drehen eines modernen Klassikers.
John Carpenter
Escape From New York
(Special Edition DVD, RC1)